Gefühl der Schikane eint Evangelikale und Trump

Die Vorwahlen zur US-Präsidentschaftswahl werfen die Frage nach dem Verhältnis zwischen Donald Trump und den Evangelikalen auf. Der Amerikanist Johannes Völz hält sie für „eisenharte“ Befürworter des Ex-Präsidenten.
Von Norbert Schäfer
Donald Trump

Mit Blick auf die beginnenden Vorwahlen der Republikaner im US-Bundesstaat Iowa zur US-Präsidentschaftswahl 2024 rückt das Verhältnis zwischen Donald Trump und den Evangelikalen in den Fokus. „Die Evangelikalen gehören mittlerweile zu den eisenharten Trumpisten“, erklärte der Amerikanist Johannes Völz in einem Interview mit der „Tagespost“ vom Donnerstag. Die Vorwahlen der Republikaner zur Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten beginnen am 15. Januar 2024 im US-Bundesstaat Iowa. Auch Ex-Präsident Trump tritt bei den parteiinternen Vorwahlen an.

Nach Ansicht des Wissenschaftlers fühlten sich US-Evangelikale, auch wenn die Anhänger dieser Glaubensausprägung in unterschiedliche Gruppen zerfalle, von Donald Trump „bestens repräsentiert“. Trump gelte als „starker Kämpfer“, der die Interessen der Evangelikalen vertrete, von denen ohnehin viele nicht zwischen religiösen und politischen Überzeugungen unterschieden.

Gängelung wirkt wie „Kitt“

Das Verhältnis zu Trump hat sich nach Auffassung des Amerikanisten nie abgekühlt, sondern die Evangelikalen in den USA verehrten den Ex-Präsidenten heute geradezu. Sie verträten die Auffassung, dass das Christentum in den USA verfolgt würde, und Trump sähen sie wegen der zahlreichen juristischen Prozesse als einen Verfolgten. „Dieses Gefühl, vom Regime und der Mehrheitsgesellschaft schikaniert und bedroht zu werden, ist vermutlich sogar der größte Kitt zwischen den Evangelikalen und Trump.“

Nachdem im Sommer 2022 der Oberste Gerichtshof der USA das Urteil „Roe vs. Wade“ und damit das liberale Abtreibungsrecht gekippt hatte, drängten nun radikale Evangelikale auf ein nationales Abtreibungsverbot. Andere sähen ihr Ziel mit dem Urteil erreicht. Völz schließt daraus, dass deshalb möglicherweise „evangelikale Republikaner schwerer zu mobilisieren sind“, während die Demokraten auf der anderen Seite einen Motivationsschub erhielten.

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