Gebetsaufruf von Spaniens Evangelikalen: „Das Wasser hat uns erreicht, als wenn es das Meer selbst wäre“

In den Orten rund um Valencia, in Castilla-La Mancha und Andalusien sind aufgrund der Überschwemmungen mindestens 95 Menschen gestorben. Dutzende werden vermisst.
Von PRO
Flut, Spanien, Valencia, Paiporta

„Das Wasser hat uns erreicht als, wenn es das Meer selbst wäre“, erklärt Joel Forster, Chefredakteur bei „Evangelical Focus“. Er wohnt in Paiporta, eine der Städte im Süden der spanischen Provinz Valencia, die von den Überschwemmungen betroffen ist. „Wir haben eine riesige Flut. Die Schlucht ist überflutet und Brücken wurden weggespült. Die Flut hat unsere Nachbarschaft erreicht“, fügt er hinzu.

Mindestens 95 Menschen starben und Dutzende werden nach offiziellen Angaben noch vermisst. Der Sturm hat auch den Gemeinden Malaga, Cuenca und Albacete für Tote gesorgt, wo auch noch nach Vermissten gesucht wird.

Die Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an und hat die Region als „hochgradig betroffen“ ausgerufen und versprach staatliche Hilfen und Mittel der Europäischen Union. „Unsere Priorität ist es, Ihnen zu helfen. Wir werden Sie nicht alleine lassen. Wir werden mit allen Mitteln der Regierung und der Europäischen Union helfen“, sagte der spanische Präsident, Pedro Sánchez.

Foto: Joel Forster
Paiporta (Valencia) nach der verheerenden Flut

Die „Vereinigung evangelischer Religionsgemeinschaften Spaniens“ sprach in einem Statement ihr Beileid für „den Verlust zahlreicher Menschenleben“ aus. „Wir teilen den Schmerz von so vielen Familien, die heute um ihre Lieben trauern. Wir beten zu Gott, dass sein Trost und sein Friede sie erreicht und sie umschließt in diesen schwierigen Zeiten. […] Wir beten, dass, auch in so einer schmerzvollen Lage wie dieser, wir Grund zur Hoffnung finden – in der Solidarität der Gesellschaft, in jeder Geste der Humanität. Dass wir darin denjenigen erkennen, der uns ewig liebt und versprochen hat, immer an unserer Seite zu sein“, heißt es.

„Alles ist zerstört“

Häuser, Fahrzeuge, Garagen und Lagerräume – das Ausmaß des Schadens auf Einzelne und auf die Infrastruktur ist gewaltig. „Die Menschen haben versucht, ihre Autos aus dem Gebiet zu retten, aber es war nicht möglich. Autos schwimmen in den Straßen. Unser Auto steht in einer Garage und wir bringen Dinge außerdem einem Lagerraum unter. Alles davon ist zerstört. Das Wasser hat den Keller erreicht. Es ist eine sehr ernste Lage und die Stadt ist schlimm betroffen. Es wird sehr lange dauern, sich davon zu erholen“, sagt Forster.

Forster und seine Familie hatten für über zehn Stunden keinen Strom und kein Trinkwasser. „Wir konnten nicht kochen oder unsere Handys laden“, sagt er. Der Wasserstand habe in einigen Orten die Höhe von einem Meter oder mehr erreicht.

Foto: Joel Forster
Paiporta (Valencia) nach der verheerenden Flut

Gebet

Die Bürgermeisterin von Paiporta, María Isabel Albalat, erklärte, die Stadt sei „isoliert“ und es könne „dutzende Tode“ gebe. Bisher seien allein in dieser Gemeinde 40 Menschen ums Leben gekommen.

Forster fordert Spaniens evangelikale Gemeinschaft zum Beten auf, „weil der Wiederaufbau nicht nur Tage, sondern Wochen dauern wird“. Die ganze Population sei zerstört, aber die Atmosphäre unter den Nachbarn sei sehr gut und man helfe sich gegenseitig. „Wir wollen Gottes Hoffnung zeigen, obwohl wir uns sehr klein fühlen angesichts einer Realität wie dieser“, ergänzt er.

Zusätzlich zu der materiellen Zerstörung komme der Verlust vieler Leben, was sich in den kommenden Tagen wahrscheinlich noch verschlimmern wird, wenn Vermisste gefunden würden. „Neulich hörten wir Schreie von einer Straße. Es gab dort kein Licht und wir sahen, wie jemand gerettet wurde. Wir haben Menschen auf Baukränen oder Autodächern gesehen, die darauf warteten, dass das Wasser zurückgeht“, erklärt Forster.

Betroffene Kirchen und die Reaktion der evangelikalen Vereinigungen

Die lokale evangelikale Gemeinschaft wurde von dem Unwetter auch schwer getroffen. Aus einer Kirche in Utiel wurde berichtet, dass einige Mitglieder ihrer Gemeinde unter den Vermissten sind und dass andere „ihre Autos und wieder andere alles verloren haben“. Sie berichten außerdem, dass sie nicht wissen, wie es um ihr Kirchengelände bestellt ist.

Trotz der Schäden und den Auswirkungen mobilisiert die evangelikale Gemeinschaft in der Gegend so viel Hilfe wie möglich. Die „Vereinigung evangelischer Religionsgemeinschaften Spaniens“ berichtet, „lokale Kirchengemeinden“ und „regionale und überregionale evangelikale Verantwortungsträger, die den betroffenen Gebieten am nächsten sind, sammeln Spenden, bieten ihre Gemeinden, ihre Kirchengelände und ihre Ressourcen an, um Menschen willkommen zu heißen und den Menschen und Familien praktische Hilfe zu leisten, die es brauchen“.

Foto: Joel Forster
Paiporta (Valencia) nach der verheerenden Flut

„Wir ermutigen die ganze evangelikale Gemeinschaft in Spanien und besonders die Mitglieder unserer Kirchen und Verbände, uns im Gebet für die Situation zu begleiten, besonders für die Familien der Verstorbenen. Zudem ermutigen wir sie, praktisch zu unterstützen, um unsren Mitbürgern etwas Erleichterung und Trost in dieser schwierigen Zeit zu verschaffen“, erklärte die Vereinigung.

Soziale evangelikale Vereinigungen mobilisieren auch, wie die evangelikale Gemeinschaft „Decisión“, die ein Team von Freiwilligen auf die Beine gestellt hat, das zwischen dem 31. Oktober und 3. November in die betroffene Region um Valencia reisen wird.

Dieser Artikel ist zuerst bei „Evangelical Focus“ erschienen, einer englischsprachigen Plattform mit Sitz in Spanien.

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