Gebete und Segnungen zur Amtseinführung

Die Zeremonie der Amtseinführung von US-Präsidenten sieht Gebete und Segnungen vor. Geistliche verschiedener Konfessionen sprachen Fürbitten, unter ihnen Franklin Graham.
Von Norbert Schäfer
Donald Trump legt den Amtseid ab und wird der 47. Präsident der Vereinigten Staaten

Teil der offiziellen Amtseinführung von Donald Trump als dem 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika am Montag, dem 20. Januar 2025, waren Gebete und Segnungen. Zwei der religiösen Führer waren bereits bei Trumps erster Amtseinführung am 20. Januar 2017 vor dem Capitol in Washington, D.C., Teil der Zeremonie.

Kardinal Timothy Dolan, das Oberhaupt der Erzdiözese New York, und Franklin Graham, der Sohn des Evangelisten Billy Graham und Leiter von „Samaritan’s Purse“, sprachen jeweils Gebete vor dem Ablegen des Amtseides.

Dolan bat im Gebet um Weisheit für den Präsidenten der USA und erinnerte an Worte von General George Washington, Abraham Lincoln, General George Patton sowie Martin Luther King, „der warnte, dass ohne Gott ‚unsere Bemühungen zu Asche‘ werden“.

Hand an der Hosennaht

Graham wandte sich zunächst direkt an Trump und sagte: „Herr Präsident, in den letzten vier Jahren gab es Zeiten, in denen Sie sicher dachten, dass es ziemlich dunkel war, aber sehen Sie, was Gott getan hat.“ Im Gebet selbst sagte Graham dann: „Als Donald Trumps Feinde dachten, er sei am Ende, haben Sie und Sie allein ihm das Leben gerettet und ihn mit Kraft und Macht aufgerichtet.“

Beim anschließenden Ablegen des Amtseides hielt die First Lady an der Seite ihres Mannes stehend zwei Bibeln. Eine Familienbibel Trumps und die Bibel, die Präsident Abraham Lincoln bei seiner Amtseinführung 1861 benutzt haben soll. Trump legte – anders als bei seiner Einführung als der 45. US-Präsident – seine Hand diesmal nicht auf die Bibel und behielt die linke Hand an der Hosennaht.

Zur Amtseinführung gehörte am Montag auch die „Benedicition“ (Segnung) des US-Präsidenten nach dessen Antrittsrede im Capitol, dem Sitz des US-Kongresses. Dazu sprachen ein jüdischer, ein katholischer und protestantischer Geistlicher Segensgebete für den vereidigten Präsidenten.

„I have a dream“

Der protestantische Pastor Lorenzo Sewell aus Detroit Sewell wandte sich dazu in Ton, Inhalt und Anmutung der Rede des verstorbenen US-Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. „I have a dream“ an den Präsidenten und die Versammlung unter der Rotunde des Capitols. Das Datum der Amtseinführung Trumps fiel am Montag mit dem nationalen Feiertag zu Ehren Kings in den USA zusammen.

„Wir beten, dass wir die wahre Bedeutung unseres Glaubensbekenntnisses erfüllen, dass wir diese Wahrheiten für selbstverständlich halten, dass alle Menschen gleich geschaffen sind“, sagte Sewell, und weiter: „Wir beten, dass Du unseren Präsidenten einsetzt, dass wir in einer Nation leben, in der wir nicht nach unserer Hautfarbe beurteilt werden, sondern nach unserem Charakter.“

In Anlehnung an Kings Rede vom 28. August 1963 betete Sewell: „Lasst die Freiheit von jedem Hügel und jedem Maulwurfshügel in Mississippi erschallen, von jedem Staat, jeder Stadt, jedem Dorf und jedem Weiler. Und wenn wir die Freiheit erschallen lassen, werden wir in der Lage sein, den Tag zu beschleunigen, an dem alle ihre Kinder, Schwarze und Weiße, Protestanten und Katholiken, Juden und Nichtjuden, im Sinne des alten Negro-Spirituals singen können: ‚Endlich frei, endlich frei. Danke, allmächtiger Gott, wir sind endlich frei.‘“

Der Theologe Massimo Faggioli hat Kritik an den religiösen Elementen der Amtseinführung geübt. „Die Kriecherei der US-Geistlichen, die bei Trumps Amtseinführung zu sehen war, erinnert mich an Wladimir Putins Kreml und die russisch-orthodoxe Kirche – bei allen Unterschieden“, erklärte Faggioli am Dienstag gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der an der katholischen Privatuniversität Villanova tätige Kirchenhistoriker sprach von „Götzendienst“ und Manipulation der Religion für politische Zwecke.

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