Etliche ostdeutsche Pfarrer hatten Gauck vorgeworfen, die Ideale der DDR-Friedensbewegung zu verraten. Aus ihrer Sicht seien militärische Mittel wenig geeignet, bestehende Konflikte zu lösen. Ähnlich sieht dies Margot Käßmann: „Kein Mensch dürfe durch eine Waffe sterben“, hatte sie in der vergangenen Woche geschrieben und wiederholt den Afghanistan-Abzug gefordert.
Käßmann wirft Gauck vor, das Prinzip der Gewaltlosigkeit in Frage zu stellen. Aus Sicht des Zeit-Redakteurs Tilman Steffen führt die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende damit einen uralten Konflikt fort, der den biblischen Auftrag, Frieden zu stiften, betrifft. Für die Kirchen ist Waffengewalt als Mittel zum Schutz des Friedens legitim. Dies erklärten die Protestanten 2007. Auch der Papst hatte nach den Morden im Bosnien-Konflikt eingestanden, dass ein Verteidigungskrieg als letztes Mittel möglich sein müsse.