In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus hat Erzbischof Georg Gänswein den Vorwurf zurückgewiesen, die Katholische Kirche sei nicht mehr zeitgemäß. „Was bedeutet denn, die Kirche müsse mit der Zeit gehen?“, sagte Gänsewein. Seiner Meinung nach dürfe „die Kirche sich nicht leiten lassen von dem, was gerade ankommt“. Aufgabe der Kirche sei nicht, das Evangelium „gängigen Strömungen“ anzupassen, sondern zu verkündigen, worauf es ankomme. „Ansonsten verrät sie das Wort Gottes, das in gewisser Weise immer auch eine heilsame Zumutung für die Menschen ist“, erklärte er. Nachholbedarf sieht der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. bei der Verkündigung des Evangeliums. Die Kirche müsse seiner Auffassung nach eine zeitgemäßere Sprache sprechen, „damit die Botschaft Christi auch verstanden wird“. Erfolge in diesem Sinne erkennt der Erzbischof in Teilen Asiens, wo „die Kirche großen Auftrieb“ habe und sich Jugendliche von der Kirche angesprochen fühlten.
Nach Einschätzung des Erzbischofs wird die Katholische Kirche weiterhin am Zölibat festhalten. Er nehme „keine Bewegung hinsichtlich einer Änderung wahr“, sagte er im Gespräch mit dem Focus. Zur Teilnahme geschiedener Wiederverheirateter an der Kommunion verwies Gänswein auf ein Schreiben des Papstes, das als Antwort auf die Bischofssynoden der Jahre 2014 und 2015 erwartet wird. (pro)