Er sei in einer freikirchlichen Pastorenfamilie aufgewachsen. Die Bibel sei ihm von Kindesbeinen an vertraut. Kindergottesdienst, Jungschar, Jugendgruppe – er habe alles mitgemacht. „Im Fernsehen würde jetzt der Sektenbeauftragte der Evangelischen Kirche eingeblendet, um zu erklären, wie trügerisch und gefährlich diese Evangelikalen sind“, schreibt der anonym bleibende Autor im Rahmen der Zeit Online-Serie „Wer‘s glaubt“. Dabei fühle er sich ganz normal. „Ich bin 20 Jahre alt, studiere Sozialwissenschaften, habe eine Freundin, höre Hip-Hop und trinke gerne Bier. Trotzdem scheint etwas nicht ganz richtig an mir zu sein, denn ich bin ja ein gläubiger Christ.“
Evangelikale machen Fehler
Er räumt ein, dass evangelikale Christen viele Fehler machten. Auch er ärgere sich oft darüber. „Das lässt mich oft an den Menschen zweifeln, nicht aber an Gott. Es bestätigt mich vielmehr in der Annahme, dass wir alle Sünder sind und eine Menge Vergebung brauchen.“
Alles, was in der Welt geschehe, habe für ihn einen Sinn. Die Erde habe ihren Ursprung in Gott. „Aber wie viele Stunden habe ich schon damit verbracht, Gott zu hinterfragen? Wie oft habe ich schon gezweifelt? Wie oft musste ich mich für meine Meinung verteidigen, habe diskutiert und über das Verhältnis von Wissenschaft und Glaube sinniert? Ich lasse mir wirklich nicht gern nachsagen, dass ich mein Weltbild nicht hinterfragen würde und gedankenlos und naiv meinem Glauben folge“, protestiert er gegen das öffentliche Bild des Evangelikalismus.
„Ich glaube, und ich tue das nicht, weil es meine Eltern getan haben oder weil ich es muss, sondern weil ich hautnah erfahren durfte, was Vergebung bedeutet. Weil ich persönlich erlebt habe, was es bedeutet, von Jesus bedingungslos geliebt zu werden. Und weil ich erlebt habe, wie Gott selbst einen normalen, langweiligen Menschen wie mich gebrauchen will und kann.“ (pro)