Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hat angesichts des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine die Verantwortlichen auf allen Ebenen aufgerufen, „Wege zu suchen und zu finden, diesen Krieg zu beenden“. Es müsse erreicht werden, dass „nicht Tausende von Menschen weiter sterben, Hass über Generationen gesät wird und eine weltweite Aufrüstung stattfindet“, die letztlich zu Lasten der Armen gehe, sagte Marx laut Manuskript in seiner Karfreitagspredigt zum „Kreuzweg der Völker“, wie das Erzbistum mitteilte.
In der Ukraine finde „durch den Angriffskrieg in der Verantwortung von Präsident Putin ein furchtbarer Kreuzweg statt“, sagte Marx. Die Verteidigung gegen einen Angreifer sei gerechtfertigt und deswegen auch die Unterstützung derer, die angegriffen werden. Dennoch dürfe „nicht hingenommen werden, dass sich ein Krieg über Jahre hinzieht, ohne dass auch nur sichtbar wird, wie das enden soll“. Die Rhetorik von Sieg und Niederlage helfe nicht weiter, sondern führe in eine falsche Richtung.
Der Erzbischof wies auf Parallelen hin zwischen dem Leidensweg Jesu in Jerusalem vor 2.000 Jahren und dem „realen schrecklichen Kreuzweg von Völkern und vielen einzelnen Menschen mit ihren persönlichen Lebensschicksalen“.
Käßmann weiter gegen Waffenlieferungen
Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat ihre ablehnende Haltung zu Waffenlieferungen an die Ukraine bekräftigt. „Anfangs hieß es, wir würden reine Verteidigungswaffen liefern, jetzt sind daraus ganz klar Angriffswaffen geworden“, sagte sie der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstag). Mit deutschen Panzern werde auf russische Soldaten geschossen. „Das kann doch auch keine Lösung sein“, betonte die einstige hannoversche Landesbischöfin, die am Karsamstag bei einem Ostermarsch in Hannover sprechen wird.
Vollkommen außer Frage stehe zwar, dass es sich bei dem Ukraine-Krieg um den Angriffskrieg eines Diktators auf ein freies Land handle. Dennoch müsse es durch Friedensverhandlungen schnellstmöglich zu einem Ende des Tötens kommen. „Verhandlung heißt nicht Kapitulation“, unterstrich Käßmann.
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Käßmann hatte sich wiederholt gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen und, wie zuletzt in einem von Vertretern aus Politik, Gewerkschaften, Kultur und Wissenschaft unterzeichneten Appell, einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen mit Russland gefordert. Aussagen des ukrainischen Botschafters Oleksii Makeiev, wonach der von Käßmann mitgetragene Friedensappell „purer Zynismus“ sei, wies die ehemalige Landesbischöfin zurück: „Er hat das Recht, als Ukrainer zu reden, ich habe das Recht, als Deutsche zu reden.“ Sie spreche der Ukraine nicht das Recht ab, sich zu wehren, aber sie fürchte, dass Deutschland durch Waffenlieferungen nach und nach selbst zur Kriegspartei werde.
Käßmann sagte, sie stelle sich „idealerweise eine Welt ohne Waffen vor“. Das sei eine Vision, die sie nicht aufgeben wolle. „Derzeit reden alle nur von Aufrüstung, dabei bräuchten wir die Unsummen, die da investiert werden, dringend für Bildung oder Klimaschutz. Wenn ich an meine sieben Enkelkinder denke, weiß ich, dass ihre Zukunft jedenfalls nicht durch Waffen gesichert wird“, sagte die Theologin.
Bedford-Strohm ruft russische Christen zu Widerstand gegen Krieg auf
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat die Christen in Russland zum Protest gegen den Angriffskrieg gegen die Ukraine aufgerufen. Er rufe die „Schwestern und Brüder in der russischen Kirche“ auf, diesen „illegalen und unmoralischen Angriffskrieg“ der russischen Armee nicht länger hinzunehmen, sagte er in seiner am Donnerstag in München veröffentlichten Osterbotschaft und ergänzte: „Wehrt euch dagegen! Lasst uns alle gemeinsam Wege heraus aus diesem Verderben für die ukrainische und die russische Nation finden!“
Mehr als zwei Milliarden Christen weltweit vereine in diesen Tagen die Freude über die Auferstehung Jesu Christi, die sie an Ostern feiern. Menschen, die durch schlimme Zeiten gegangen seien, hätten durch die Osterbotschaft „Kraft und Zuversicht“ gewonnen. „Der Tod hat nicht gesiegt. Das ist am Grab bei Jesus so. Und das wird auch bei mir so sein. Und das wird am Ende auch die ganze Welt erfahren“, sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Denn die Auferstehung Jesu Christi „gibt uns Kraft in der Seele“, betonte der Landesbischof.
Die Botschaft von der Auferstehung sei darum so glaubwürdig, weil Jesus die Gewalt und den Tod selbst erlitten habe, sagte Bedford-Strohm weiter. Jesus stehe an der Seite aller Menschen, die unter Gewalt und Krieg litten, wie zurzeit in der Ukraine: „Lasst uns als Christinnen und Christen den Schrei Jesu Christi am Kreuz in den Ruinen der zerstörten ukrainischen Städte hören!“ Wenigstens die Kirchen sollten alle Feindschaft überwinden „und an der Seite des Gekreuzigten in den geringsten seiner Schwestern und Brüder stehen“.