Der 22-jährige Profifußballer Felix Nmecha spielt beim VfL Wolfsburg, genau wie sein zwei Jahre älterer Bruder Lukas. Sei März 2023 gehört er auch zum Kader der deutschen Nationalmannschaft. Auf seinem Instagram-Account teilt der Fußballer viel über seinen Glauben – neben Fotos seiner Familie und seiner Karriere postet er viele Bibelverse. In seinem Profil steht nur ein Satz: „Jesus is Lord“, gefolgt von einem Emoji mit einem Schlüssel.
Nmecha kam im Jahr 2000 als Sohn einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters in Hamburg zur Welt. 2007 wanderte die Familie von Deutschland nach England aus. Dadurch sind die Brüder sowohl in Deutschland, als auch in England und Nigeria spielberechtigt. Schon als Kind kam Nmecha in die Jugendabteilung von Manchester City und durchlief diese bis zur U19. In den Spielzeiten 2017/18 und 2018/19 spielte er zudem in der UEFA Youth League. Seit 2018/19 gehörte er dem Kader der U23 an.
Zur Saison 2021/22 wechselte Nmecha gemeinsam mit seinem Bruder Lukas in die Bundesliga zum VfL Wolfsburg. Der Vertrag des Mittelfeldspielers reicht dabei bis zum 30. Juni 2024. Beim Debüt von Felix am 8. Spieltag waren er und Lukas das erste Brüderpaar in der Bundesligageschichte des VfL Wolfsburg.
Am 28. März 2023 debütierte er in der deutschen A-Nationalmannschaft, als sie gegen Belgien antrat und 2:3 verlor. „Es ist eine große Ehre und ein Segen, dass ich zum ersten Mal ins @dfb_team berufen wurde“, schrieb der Fußballer über diese Gelegenheit auf Instagram. „Das ist wirklich ein Moment, den ich nie vergessen werde & ich gebe Jesus die ganze Ehre.“
Homophober Instagram-Post führte zu Shitstorm
In einem Interview für den YouTube-Kanal des VfL Wolfsburg sagte Nmecha, er spiele zu Gottes Ehren. „Jedes Mal, wenn ich auf den Platz gehe, geht es nicht um mich, sondern darum, Gott zu verherrlichen.“ In der Anschlussfrage, ob er einen speziellen Torjubel praktiziere, zeigt der Spieler erst auf sich und dann in den Himmel. „Ich will zeigen, dass Jesus für meine Sünden gestorben ist“, sagte Nmecha. „Er hat meine Sünden abgewaschen.“ Auf die Frage, was ihm außerhalb des Platzes wichtig sei, sagt Nmecha, er fokussiere sich auf seine Beziehung zu Gott, habe aber auch Hobbys.
Im Februar 2023 sorgte der Fußballprofi für Aufsehen, als er auf seinem Instagram-Kanal ein Video des US-amerikanischen rechtsgerichteten Kommentatoren und Autoren Matt Walsh teilte. Walsh gilt als Gegner der Queer-Community. Er postet auf Twitter und Instagram regelmäßig Inhalte, die sich gegen Homosexualität richten. Auf seinem Twitter-Account nennt Walsh sich selbst „Theocratic fascist“.
In dem von Nmecha geteilten Video ging Walsh auf einen Vater ein, der von der Coming-out-Geschichte seines Trans-Kindes berichtet. Walsh warf dem Vater vor, unbedingt ein transgeschlechtliches Kind haben zu wollen, um tugendhaft zu wirken. Nmecha kommentierte das Video mit dem Satz: „Wenn wir nicht sehen, was daran falsch ist.“
Dafür erntete er einen Shitstorm und Transphobie-Vorwürfe. Auf Instagram stellte Nmecha später klar, nicht in allem übereinzustimmen, was Walsh von sich gebe. Der verspotte Menschen häufig, und das habe nichts mit Liebe zu tun. In seinem Posting fügte Nmecha hinzu: „Ich glaube weiterhin, dass die Bibel Gottes Wort ist und jeder seine wahre Identität in einer Beziehung zu ihm findet, mich eingeschlossen.“ Der Fußballer schrieb weiter: „Mach einen Schritt auf Jesus zu, und du wirst es nicht bereuen“, gefolgt von einem Emoji mit betenden Händen.
In einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagte der Fußballer im April: „Ja, der Post war gegen die Werte des VfL. Ich bereue es, das gepostet zu haben, vor allem, weil ich nicht weiß, ob er Christ ist. Ich denke, dass es noch schlimmer wird, wenn man weiß, wer es gesagt hat und wie er es gesagt hat. Ich bin nicht damit einverstanden, wie er seine Überzeugungen vermittelt, und ich stimme auch nicht mit allem überein, was er sagt.“
DFB prüft Übereinstimmung zu Wertekanon
Nmecha verteidigte aber zugleich sein christliches Weltbild, das sich nach den Regeln der Bibel ausrichte. Sie sei sein Leitfaden durchs Leben, „die Grundlage für die Wahrheit“, so Nmecha. Er grenze keine Menschen – egal welchen Geschlechts – aus. „Ich bin überhaupt nicht transphob“, sagte er, „ich hasse definitiv niemanden.“
Auf die Frage, ob er sich die Regenbogen-Kapitänsbinde überstreifen würde, sagte Nmecha: „Ich würde nur eines tun: Ich würde beten und fragen, was Gott will, dass ich tue. Ich kann es jetzt nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Aber ich würde mir auf jeden Fall viel Zeit im Gebet nehmen und mich dann entscheiden.“ Die Werte des VfL stünden jedenfalls nicht im Widerspruch zum Christentum.
Wie die Wolfsburger Allgemeine Zeitung berichtet, interessierte sich auch der DFB für die Äußerungen und lotete aus, ob Nmechas Wertekanon mit dem des Verbandes übereinstimmt. Nmecha versprach, dass er in Zukunft aufmerksamer hinschauen werde, wer hinter den Botschaften im Internet stecke.