„Das christliche Menschenbild durchzusetzen, ist Aufgabe christlicher Führungskräfte“, hat Friedhelm Wachs bei der Auftaktveranstaltung des 11. Kongresses christlicher Führungskräfte (KcF) gefordert. Zuvor hatte der Kongressvorsitzende Martin Scheuermann die Führungskräfte zu der dreitägigen Veranstaltung in der Karlsruher Messe begrüßt.
Auch der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup hieß die Teilnehmer in der Technologieregion willkommen: Es sei wichtig, über die Wertesysteme zu diskutieren, die hinter den Technologien ständen. In drei Referaten beschäftigten sich Wissenschaftler und Unternehmer damit, wie Christen dazu beitragen sollten, die digitale Revolution zu gestalten.
Christliches Menschenbild in Algorithmen verankern
Friedhelm Wachs, der als internationaler Berater tätig ist und als geschäftsführender Partner ein eigenes Unternehmen führt, erklärte: „Wir haben ein falsches Bild von China. China ist nicht mehr die verlängerte Werkbank von Europa.“ In China studierten 15 Mal so viele Menschen wie hierzulande. In Peking verdiene ein IT-Ingenieur fünfmal so viel wie in München. Der Glaubenshintergrund in China sei jedoch nicht vom christlichen Menschenbild geprägt. „Wir als christliche Führungskräfte müssen deswegen aus einer Minderheitsposition heraus gemeinsam dafür kämpfen, dass das christliche Menschenbild in den Algorithmen verankert wird.“
„Wir müssen der KI ethische Grenzen setzen: Was sie machen darf und was nicht. Was sie entwickeln darf und was nicht.“
Wachs ermutigte die Anwesenden dazu, aktiv die Zukunft mitzugestalten: „Wir müssen klären, wessen Wertekompass in Zukunft gilt.“ Bei der Digitalisierung gehe es nicht um Social Media und Apps. Es gehe um Daten, die in allen Lebensbereichen Anwendung finden und mit Hilfe derer Zukünftiges prognostiziert werden und gesteuert werden könne. „Digitalisierung ist global, sie entwickelt sich exponentiell schnell und sie betrifft alle Lebensbereiche“, erklärte Wachs.
Christliche Unternehmer seien deswegen gefordert: „Wir müssen uns dafür einsetzen, der Künstlichen Intelligenz ethische Grenzen zu setzen.“
Wachs wies darauf hin, dass Google, Amazon und Facebook zwar hervorragend Daten sammeln können, aber „vergeben können sie nicht. Auf Vergebung wollen wir nicht verzichten mit unserem christlichen Menschenbild.“ Die Technik allein könne die Konsequenzen ihrer Aktionen auf das Leben von einzelnen Menschen nicht erfassen. Das unterscheide sie von menschlichem Verstand. Deswegen brauche es ethisch verantwortliche und digital aufgeklärte Unternehmer.
Roboter dürfen nicht vorgeben, Mensch zu sein
Als ein Beispiel nannte Wachs den Einsatz von Robotern in der Pflege kranker Menschen: Wenn ein Roboter einen Kranken betreue, sollte er dies liebevoll tun, ohne vorgeben zu wollen, ein Mensch zu sein. „Menschliche Zuwendung ist eine Aufgabe von uns, die wir nicht delegieren können.“
„Lassen Sie uns die digitale Revolution gemeinsam gestalten. Denn Gott hat uns gegeben den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Seinem Appell, die digitale Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten, schlossen sich die Referenten Thomas Schimmel, Professor am Karlsruher Institut für Technologie, und der Informationswissenschaftler Klaus Henning, Senior Partner von P3 Osto GmbH, an. Henning erklärte: „Künstliche Intelligenz ist eine gute Gabe Gottes, die es verantwortlich zu gestalten gilt, bevor es andere verantwortungslos tun.“
Schimmel erklärte, warum er die Forschung, beispielsweise in den Bereichen Umwelt und Informationsverarbeitung, als Teil von Gottes Auftrag an die Menschen betrachte, die Erde zu bewahren: „Es wäre unverantwortlich nicht zu forschen. Aber nicht alle Probleme dieser Erde sind mit Forschung zu lösen oder überhaupt von Menschen zu lösen. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Unsere Welt ist und bleibt in Gottes Hand.“
Am Donnerstag begann der 11. Kongress christlicher Führungskräfte, veranstaltet von idea, in Karlsruhe. Er will Verantwortungsträger aus der Wirtschaft mit christlichem Hintergrund vernetzen.
Von: Stefanie Ramsperger