Er war der erste Ministerpräsident des Freistaates Sachsen. Laut Medienberichten ist Kurt Biedenkopf am Donnerstag im Alter von 91 Jahren friedlich im Kreis seiner Familie eingeschlafen. „König Kurt“ machte zunächst im Westen politisch Karriere. Auf Geheiß von CDU-Politiker Lothar Späth startete er nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland noch einmal durch.
Biedenkopf blickte auf eine bewegte Kindheit zurück. Er kam im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen zur Welt. 1938 zog die Familie nach Schopkau in die Nähe von Merseburg. Am Kriegsende wurde die Familie Biedenkopf von den Amerikanern nach Hessen evakuiert, wo er 1949 sein Abitur machte.
Anschließend studierte Biedenkopf Politikwissenschaft, Rechtswissenschaften sowie Nationalökonomie. 1958 promovierte er zum Doktor der Rechte. Mit 37 Jahren wurde er an der Ruhr-Universität Bochum Deutschlands jüngster Universitätsrektor. Eine weitere Station führte ihn in die Geschäftsführung des Henkel-Konzerns.
1988: erster Rückzug aus der Tagespolitik
Mit 43 Jahren wurde er CDU-Generalsekretär. In die Kritik geriet er durch sein hohes Gehalt, das über schwarze CDU-Kassen finanziert wurde. Den Posten gab er nach Meinungsverschiedenheiten mit Helmut Kohl ab. Er stand mehrer Jahre an der Spitze des nordrhein-westfälischen CDU-Landesverbandes. 1980 trat er kurzfristig als Spitzenkandidat der CDU an, unterlag jedoch Johannes Rau (SPD). 1988 legte er sein Mandat im Landtag von Nordrhein-Westfalen nieder und zog sich aus der Tagespolitik zurück.
1990 trat Biedenkopf als Spitzenkandidat bei der sächsischen Landtagswahl an und errang mit der CDU mit 53,8 Prozent die absolute Mehrheit. Diese verteidigte er in zwei anschließenden Landtagswahlen. 2002 erklärte er seinen Rücktritt, nachdem er für seinen Führungsstil kritisiert wurde und in etliche politische Affären verwickelt war. In der Folge engagierte sich Biedenkopf in Projekten zur Europäischen Integration. Schlagzeilen machte er 2015 noch einmal mit der Veröffentlichung seiner Tagebücher und der Frage nach den offiziellen Auftraggebern.
Im Interview mit der „Welt am Sonntag“ betonte Biedenkopf, dass er an Gott glaubt. Er und seine Frau würden sich „jeden Abend gegenseitig den Segen geben“. Auch fühle er sich von Gott beschützt und getragen. Auf die Frage, ob er den Tod fürchte, antwortete der CDU-Politiker: „Was heißt fürchten? Ich sehne mich nicht danach. Aber irgendwann werden wir aus dem Leben scheiden, am liebsten gemeinsam.“
„Kluger Visionär für den Freistaat“
In einem Beitrag der Wirtschaftswoche sagte er, dass die Menschen sich „wieder stärker nach Geboten sehnen werden, die ihren Wunsch nach Begrenzung unterstützen“. Die Zehn Gebote bezeichnete er in diesem Zusammenhang als die „Urverfassung einer lebensfähigen Gesellschaft“. Die Religion sei nichts Irrationales, sondern eine Entdeckung, für die der Mensch Vernunft brauchte; um zu erkennen, was die nachhaltige Existenz einer menschlichen Gesellschaft über einen langen Zeitraum sichern kann.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) würdigte Biedenkopf als eine große deutsche Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts und als „klugen Visionär für den Freistaat Sachsen“. Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet würdigte Biedenkopf als prägende politische Gestalt Deutschlands: „Er war ein Ausnahmepolitiker, ein Staatsmann und ein Landesvater im besten Sinne.“ Biedenkopf hat vier Kinder aus erster Ehe, die 1978 geschieden wurde. 1979 heiratete Biedenkopf die ebenfalls geschiedene Ingrid Kuhbier. Zuletzt lebte das Paar in Dresden.