Aberglaube war im Mittelalter weit verbreitet, ist es aber auch heute noch. Selbst unter Kirchgängern.
Von PRO
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Beginnt der Monat mit einem Sonntag, ist der 13. ein Freitag
Für viele Menschen gilt ein Freitag, der auf den 13. Tag eines Monats fällt, als Unglückstag. Die Furcht vieler Menschen vor diesem Tag bringen viele in einen Zusammenhang mit der Bibel und christlicher Überlieferung. Demnach gelten der Wochentag Freitag als Jesu Todestag und die Zahl 13 als unheilvoll, weil beim letzten Abendmahl 13 Personen dabei waren. Als Triskaidekaphobie bezeichnet die Psychologie die phobische Störung, mit der eine abergläubische Angst vor der Zahl 13 einhergeht. Auch die krankhafte Angst vor einem Freitag, dem 13., hat einen Namen: Paraskavedekatriaphobie. Aberglaube und Magie sind Relikte des mittelalterlichen Weltbildes, denken viele Menschen. In düsterer Zeit mag ihrer Ansicht nach der Glaube an Hexen, Trolle und Feen eine mächtige Wirkkraft auf das tägliche Leben und den oft beschwerlichen Alltag gehabt haben. Aber heute, im 21. Jahrhundert? Dass auch in der Moderne der Glaube an Übernatürliches weiterlebt, lässt sich nicht nur an der Vielzahl der Horoskope in Illustrierten und Tageszeitungen, Engels- und Astrologiesendungen im Privatfersehen erahnen, es gibt dafür handfeste Belege.
Kirchenbesuch schließt Aberglaube nicht aus
Was viele Christen nicht wissen – auch viele Glaubensgeschwister sind abergläubisch. Das belegt eine Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus dem Jahr 2014, die unter dem Titel „Engagement und Indifferenz – Kirchenmitgliedschaft als soziale Praxis“ erschienen ist und auf Umfrageergebnissen aus dem Jahr 2012 beruht. Darin steht in dem Abschnitt über die innere Vielfalt der eigenen Religiosität: „Ein Blick auf die konfessionelle Verteilung im Antwortverhalten zeigt, dass (…) Evangelische und Konfessionslose nicht sehr weit auseinanderliegen. 14,8 % der Evangelischen glauben an den Nutzen von Amuletten, Steinen oder Kristallen; bei den Konfessionslosen sind es 13,4 %. Nicht nur 22 % der Evangelischen, sondern auch 20,5 % der Konfessionslosen haben Affinitäten zur Astrologie. Etwas anders sieht es beim Glauben an Engel und gute Geister aus. Dieser wird von den Evangelischen natürlich mehr bejaht als von den Konfessionslosen (39,2 %), stößt aber auch bei knapp 20 % der Konfessionslosen auf Resonanz.“ Mit anderen Worten: Menschen, die nicht an Gott glauben, oder keiner Kirche angehören, sind nicht so abergläubisch wie Kirchgänger.
Befund: Auch Luther war abergläubisch
Über Martin Luther wird die Legende überliefert, dass er bei der Übersetzung der Bibel in seiner Stube auf der Wartburg ein Tintenfass nach dem Teufel geworfen hat. Ob der Tintenfleck wirklich als Resultat Luthers zur Abwehr des Leibhaftigen an der Wand verblieben ist, mag dahingestellt bleiben. Dass der Reformator nicht gänzlich frei vom Glauben an Übernatürliches war, beschreibt der Journalist und Autor Andreas Malessa in seinem Buch „Hier stehe ich, es war ganz anders“. Darin korrigiert er Irrtümer, die sich landläufig über den Theologen und Reformator Martin Luther im Lauf der Jahre gebildet haben. Malessa schreibt, dass Luther erst im Alter „eine kritische Distanz zum Aberglauben“ gewonnen habe. Als Indiz dafür, wie sehr der Glaube an Übernatürliches die Menschen im 16. Jahrhundert beeinflusste, kann eine Begebenheit Luthers mit seinem Freund Phillip Melanchthon, einem Philosophen, gelten. Malessa schreibt, dass Luthers Freund eine Holzbrücke über die Elbe nicht habe überqueren wollen, weil das Horoskop von Melanchthon es verboten habe. Die Angst Melanchthons einem Unfall zum Opfer zu fallen, war unbegründet, wie wir heute wissen. Der Philosoph erlag schließlich im Alter von 63 Jahren den Folgen einer Erkältung und Fieber.
Die Auswertung von Unfalldaten aus dem Jahr 2009 durch den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) hat ergeben, dass an einem Freitag, dem 13., nicht mehr Verkehrsunfälle mit schwerem Sachschaden entstehen als an einem anderen Freitag. Laut der Untersuchung war die Zahl der gemeldeten Unfälle an diesem Tag sogar deutlich geringer als an anderen Tagen.
Auch die Wochenzeitung Die Zeit geht das Phänomen wissenschaftlich und nüchtern an. Ein Artikel, veröffentlicht am Freitag, betrachtet die Angst vor dem angeblich unheilvollen Tag aus rein mathematischer Sicht. Über die Darstellung der reinen Arithmetik gelangt Autor Christian Hesse zu dem schlichten Ergebnis: „Immer dann, wenn der Monat mit einem Sonntag beginnt, müssen sich Abergläubische für einen Freitag, den 13., wappnen.“
Ob letztlich Freitag, der 13., Glück oder Unglück bringt, wenn eine schwarze Katze den Weg quert, hängt stark davon ab, ob die Begebenheit aus der Sicht einer Maus oder eines Hundes beurteilt wird. (pro)
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