Französische Evangelikale: „Nur Gott kann Frieden schaffen“

Evangelikale Christen in Frankreich rufen nach dem Anschlag in Nizza zum Gebet auf. Damit ist auch die Hoffnung verbunden, dass Menschen durch die Ereignisse aus ihrer Gleichgültigkeit gegenüber Religiösem herausfinden.
Von PRO
Nach dem Anschlag in Nizza wurde in Frankreich der Ausnahmezustand verlängert
Daniel Liechti, Vizepräsident des evangelikalen Dachverbandes „Conseil National des Evangéliques de France“ (CNEF) und Leiter von France Mission, hat im Gespräch mit pro sein tiefes Bedauern über das Attentat in Nizza ausgedrückt und den Angehörigen der Opfer sein Beleid ausgesprochen. Der CNEF, der das französische Pendant zur Deutschen Evangelischen Allianz ist, äußerte sich am Freitag auch in einer offiziellen Stellungnahme zu den Vorfällen. Liechti sagte gegenüber pro: „Wir sind zutiefst traurig über die Ereignisse in Nizza. Den Angehörigen und Familien gehört unser Mitgefühl. Wir rufen daher unsere Gemeinden dazu auf, diesen Sonntag eine besondere Gebetszeit für die Familien, die Angehörigen, die Hilfs- und Polizeikräfte, in den Gottesdiensten zu integrieren.“

„Nur Gott kann Herzen verändern“

Der Schock sitze tief nach dem dritten großen Attentat im Land binnen weniger Monate. Frankreich sei erschüttert. „Wir müssen erkennen, dass nur Gott wirklichen Frieden schaffen und Herzen verändern kann.“ Viele Menschen in Frankreich seien aufgewühlt. „Manche spüren, dass es bei den Anschlägen um einen tieferen Sinn geht, dass man nicht alles durch Organisation und Staat lösen kann.“ „Unser Land ist in einer großen Unruhe. Viele sind unschlüssig, wie man sich gegenüber dem Islam verhalten soll. Wir rufen unsere Gemeinden dazu auf, dass der berechtigte Zorn gegen Mörder nicht umschlägt in Hass.“ Und weiter sagte Liechti: „Wir rufen die Gemeinden auf zum Gebet, zur Hilfe und zur aktiven Nächstenliebe.“ Die Anschläge hätten die freiheitliche Gesellschaft in Frankreich im Mark getroffen. Ganz besonders treffe dies auf den aktuellsten zu, weil das Attentat am französischen Nationalfeiertag verübt wurde. „So viele Kinder sind umgekommen. Das ist teuflisch, so etwas zu machen.“

„Beten, dass die Regierung das Religiöse in den Blick nimmt“

Jeanott Gauggel, Leiter der Missionsorganisation „France pour Christ“, äußerte im Gespräch mit pro seine Hoffnung, dass die angespannte Situation die Gleichgültigkeit vieler Menschen für geistliche Fragen aufbreche. „Als Christen beten wir dafür, dass es dazu hilft, dass Politiker und auch die Bevölkerung wieder offener werden für Gott“, sagte er. Nach den Anschlägen in Paris im vergangenen November hätten die Mitarbeiter seiner Organisation in Gesprächen mit Menschen auf der Straße mehr Offenheit für den christlichen Glauben festgestellt. Den Menschen werde bewusst, wie zerbrechlich das Leben sei. Die Angst in der Bevölkerung sei größer geworden, denn der Terror könne jeden erreichen, „es kann ja an jedem Bahnhof, an jedem Flughafen oder, wie jetzt, auf einem Fest geschehen“. Gauggel hofft, dass auch die französische Politik ihre Perspektive ändert: „Wir beten, dass die Regierung mehr lernt, das Religiöse ins Blickfeld zu nehmen“, denn in Frankreich werde Religion stark ins Private zurückgedrängt, erklärte Gauggel. Die Politiker müssten wahrnehmen, dass sie auch „einen Chef im Himmel“ hätten, der ihnen bei ihren Entscheidungen helfen könne. Der Missionsleiter betonte zudem, dass aus den Anschlägen keine pauschal ablehnende Haltung gegenüber Muslimen entstehen dürfe. Rechtsextreme würden diese Situation ausnutzen. „Es ist wichtig, dass Christen sich da nicht einfach mitnehmen lassen, sondern den Einzelnen lieben und evangelisieren, auch wenn sie eine gegenteilige Meinung zum Islam haben“, betonte Gauggel.

Brandanschlag auf eine Gemeinde

In Frankreich existieren rund 2.200 evangelisch-freikirchliche Gemeinden, von denen die meisten Mitglied bei CNEF sind. In Nizza gibt es 21 freikirchliche Gemeinden und zwei reformierte Kirchen. Derzeit untersucht die französische Polizei nach Angabe Liechtis auch einen Anschlag auf ein Gemeindehaus in Calais, auf das ein Brandanschlag verübt worden ist. „Die pfingstkirchliche Gemeinde ist sehr aktiv in der Hilfe für Migranten.“ Über die Hintergründe des Anschlags ist derzeit noch nichts bekannt. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/frankreich-gemeinden-muessen-offener-werden-94234/
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