FPÖ-Plakat entfremdet Bibelspruch

Die rechtspopulistische FPÖ wirbt mit einem entfremdeten Bibelspruch für die Wahl Ende September. Kirchenvertreter sind empört.
Von Swanhild Brenneke
Herbert Kickl, FPÖ

Mit dem Slogan „Euer Wille geschehe“ wirbt die österreichische Partei FPÖ auf Plakaten für die Nationalratswahlen Ende September und für ihren Kandidaten Herbert Kickl. Diese Anspielung auf einen Satz aus dem Vater Unser hat bei mehreren Kirchenvertretern für scharfe Kritik gesorgt. „Dieser Satz spielt mit einem Zitat aus der Bibel, und noch dazu mit dem wichtigsten Gebet, das Christinnen und Christen kennen“, sagte zum Beispiel der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, gegenüber dem katholischen Nachrichtenportal Kathpress. Wer so etwas tue, dem müsse bewusst sein, dass er mit etwas spielt, „das Menschen heilig ist und damit diesen Menschen nicht die Wertschätzung entgegenbringt, die sie verdienen“.

In den Augen der Theologin Regina Polak ist das Plakat der rechtspopulistischen Partei gar eine „zynisch-spottende, nichts und niemanden ernst nehmende Ankündigung eines politischen Projektes zur Zerstörung der liberalen, menschenrechtsbasierten Demokratie und ihrer Institutionen“. Polak sieht eine „assoziative Verbindung mit nationalsozialistischen Vorstellungen (‚Volkswille‘)“. Das schreibt sie in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung „Die Furche“.

Das „Bündnis Demokratie und Respekt“, ein Zusammenschluss verschiedener zivilgesellschaftlicher Gruppierungen, auch aus dem kirchlichen Bereich, sorgt sich, dass das Plakat besonders Menschen in ländlichen Regionen fehlleiten könne. Die FPÖ spiele bewusst mit religiösen Motiven und einem „christlichen Mäntelchen“, um Menschen in ländlichen und eher religiös geprägten Gegenden zu erreichen.

Der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, hält die Anspielung auf das „Vater Unser“ auch inhaltlich für völlig unpassend. „Dass ‚Dein Wille‘, nämlich der des Vaters im Himmel, vor allem anderen geschehen soll, vor meinem Willen, unserem Willen, eurem Willen – das ist doch, wenn man den unpassenden Begriff verwenden will, das eigentliche Lebensmotto von Jesus Christus“, sagte er.

Österreich wählt am 29. September einen neuen Nationalrat. Er ist dort das zentrale Organ der Bundesgesetzgebung. Laut aktuellen Umfragen liegt die rechtspopulistische FPÖ weit vorn.

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