Der Wissenschaftler Ruud Koopmans hat vor einer entstehenden Schieflage in der Wissenschaft gewarnt, „wenn nur die Forschung gefördert wird, die politisch gewünscht ist”. Einem Artikel in der Tageszeitung Die Welt vom Mittwoch zufolge habe die Politik derzeit wenig Interesse an Forschung über Islamismus. Der Niederländer Koopmans ist Direktor der Abteilung „Migration, Integration und Transnationalisierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin sowie Professor für Soziologie und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität Berlin und ist dem Artikel zufolge vor allem damit beschäftigt, „gegen bürokratische Windmühlen zu kämpfen“. Finanzielle Mittel gebe es genügend, aber von der Förderung profitierten andere. Forschung werde subventioniert, um dem Zeitgeist zu entsprechen, schreibt die Zeitung.
Koopmans gehört nach Angaben der Welt zu den renommiertesten Migrationsforschern Deutschlands. Das Fachgebiet des Niederländers ist der radikale Islam. Koopmans gilt als Kritiker der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel. Wegen seiner kritischen Haltung, die der Soziologe auch in wissenschaftlichen Publikationen und Büchern äußerte, habe er sich unter anderem von Studenten den Vorwurf gefallen lassen müssen, „Nährboden für antimuslimischen Rassismus” bereitet zu haben. Koopmans erkenne seinerseits in vielen „allzu positiven Beiträgen über die Integration von Migranten in Deutschland faktenfernes Wunschdenken“, berichtet die Zeitung.
Koopmans wird in dem Artikel als Liebhaber empirischer Daten dargestellt, mit denen er seine Aussagen untermauert. Etwa der Annahme, Gewalt und Terrorismus stünden in keinem Zusammenhang mit dem Islam, setze Koopmans Zahlen und Umfragewerte entgegen. Ein Umfrage habe gezeigt, dass 38 Prozent der Muslime in sieben untersuchten Ländern religiöse Gewalt unterstützten. Bei Christen hätten das lediglich elf Prozent getan, bei Juden nur fünf Prozent. „Man sieht sich der Anschuldigung ausgesetzt, ein Rassist zu sein oder zumindest Rassisten nach dem Mund zu reden“, zitiert die Zeitung den Wissenschaftler.
Viele Konservative hätten „ihre bewährte Stellung in der Rolle der Migrationsskeptiker geräumt, seit die Union in der Flüchtlingskrise 2015 auf eine Politik der offenen Grenzen setzte“, schreibt Welt-Autor Lennart Pfahler. Der Zweifeln an der Integrationsfähigkeit der Gesellschaft oder Anschlussfähigkeit fremder Kulturen werde seitdem immer auch als „eine Kritik an der Regierung Merkel“ gesehen und stehe durch das Auftreten der AfD unter einem generellen Verdacht.
Von: Norbert Schäfer