Forscher: Ständige Live-Posts aus dem Urlaub beeinträchtigen Erholung

Der Hirnforscher Martin Korte rät dazu, im Urlaub das Smartphone auch einmal zur Seite zu legen. Immer erreichbar zu sein oder von sozialen Netzwerken abgelenkt zu werden, sorge für Stress. Stattdessen hätte Langeweile auch Vorteile.
Urlaub-Wandern

Der Hirnforscher Martin Korte rät davon ab, mit ständigen und sofortigen Posts in den sozialen Medien andere unmittelbar an den eigenen Urlaubserfahrungen teilhaben zu lassen. Für die Erholung in den Ferien sei es besser, die Erfahrungen erst einmal achtsam in sich aufzunehmen, sagte der Professor für Neurobiologie an der Technischen Universität Braunschweig dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Wenn ich den Urlaub unmittelbar an mich herankommen lassen und unmittelbar erleben will, muss ich mir klarmachen, dass ich ihn nicht durch einen Bildschirm hindurch erleben sollte.“

Wer die Akropolis in Athen oder das Kolosseum in Rom besichtige und als Erstes ein Selfie verschicke, verändere nicht nur die Wahrnehmung des Momentes, erläuterte Korte: „Es verändern sich sogar die Erinnerungen, weil man sich dann immer nur an das erinnert, was man auch gepostet hat – möglicherweise mit einem selbst darüber gelegtem Filter à la Instagram, mit einer aufgehübscht veränderten Umwelt.“

Langeweile für die Gesundheit

Es sei durchaus in Ordnung, im Kontakt mit Freunden oder der Familie zu bleiben, sagte der Wissenschaftler. Aber es reiche aus, nur einmal am Tag Bilder zu verschicken. Ständig zu senden oder auf Empfang zu sein, sorge für Stress in einer Zeit, in der es eigentlich wichtig sei, den Stresspegel herunterzufahren. Es bestehe die Gefahr eines Ungleichgewichts: „In der Folge wird die Stressreaktion auch bei kleineren Ereignissen nicht mehr gestoppt“, sagte Korte. „Man hat ständig einen hohen Level an Stresshormonen im Blut und damit auch im Gehirn. Das kann bis zur Depression führen.“

Auch Langeweile im Urlaub sollte ruhig einmal zugelassen werden, erläuterte Korte. Insbesondere junge Erwachsene und Jugendliche hätten sich angewöhnt, viele TikTok-Videos oder Ähnliches anzuschauen, um Leerlauf zu vermeiden. „Es ist aber nicht unbedingt gut, jeden freien Moment mit immer neuen Videos oder Instagram-Posts von anderen zu füllen“, sagte der Hirnforscher. „Ich kann nur empfehlen, die Zeit zu nutzen, um die Gedanken mal schweifen zu lassen. Vielleicht auch mal so etwas Schreckliches wie Langeweile auszuhalten. Denn häufig kommt man dann auf die besten Ideen, rafft sich auch auf, einmal etwas Anderes auszuprobieren.“

epd
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