Eine Auswertung der Tweets nach dem Amoklauf in München zeigt, dass sich die Öffentlichkeit im Netz oft in isolierte Sphären aufteilt. Dem Forscher Gerret von Nordheim bereitet das Sorgen.
Die Auswertung von Tweets nach dem Amoklauf in München zeigt, dass sich Twitter-Nutzer schnell in zwei parallele Netzwerke aufspalteten
Der Forscher Gerret von Nordheim wertete nach dem Amoklauf in München etwa 80.000 Tweets des sozialen Netzwerkes Twitter aus. Die Auswertung zeigt, dass die Nutzer sich sehr schnell in zwei parallele Netzwerke aufteilten. Eines sei von Mitteilungen der Polizei und traditionellen Medien wie Spiegel, Tagessschau, Zeit online und einigen Politiker beherrscht worden, sagte von Nordheim im Interview mit Zeit online. In dem anderen Netzwerk hätten sich Vertreter der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) und Anhänger des rechten Spektrums gesammelt. Beide Netzwerke seien fast völlig isoliert voneinander gewesen. Damit habe es auch zwei verschiedene Deutungswelten des Vorfalls gegeben.
„Während in der einen Welt noch debattiert wurde, wer der Täter war, wurden in der anderen Welt schon die Medien und die Politik für den Amoklauf verantwortlich gemacht und fremdenfeindliche Deutungsmuster bedient“, sagte von Nordheim. Ein typischer Tweet sei gewesen: „Der feuchte Traum der linksgrünen Blase ist geplatzt“. Oder: „Danke an die SPD für die doppelte Staatsbürgerschaft“, in Anspielung an die deutsch-iranische Herkunft des Täters. Der Tweet mit der größten Reichweite im zweiten Netzwerk sei gewesen: „Deutschland im Visier des islamistischen Terrors! Nun muss das deutsche Volk für die Fehler der Regierung Merkel bluten!“
Auch Algorithmen Schuld an „Filterblasen“
Die Untersuchung zeige, dass soziale Netzwerke den oft gemachten Fehler des Menschen verstärke, sich nur mit Meinungen und Menschen zu umgeben, die der eigenen Grundeinstellung entsprächen. Dann entständen Erzählungen, die keinen Widerspruch mehr erfahren würden. Im Fall von München sei so die Aussage entstanden, Angela Merkel habe mit ihrer Flüchtlingspolitik den islamistischen Terror in Deutschland heraufbeschworen.
Schuld an diesen „Filterblasen“ seien nicht nur die Nutzer selbst, sondern auch die sozialen Netzwerke und ihre Algorithmen. Facebook zeige seinen Nutzern zum Beispiel Beiträge, von denen es glaubt, die Nutzer würden sich dafür aufgrund ihrer Aktivität in dem Netzwerk interessieren. Twitter komme jedoch mit weniger Algorithmen aus als Facebook, dort seien häufig die Nutzer selbst verantwortlich, wenn Netzwerke aus Gleichgesinnten entständen.
Von Nordheim fordert von der Politik, Unternehmen wie Facebook stärker zu regulieren. Außerdem brauche es mehr Aufklärung, weil viele Menschen die Wirkungsmechanismen sozialer Netzwerke falsch einschätzten. (pro)
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