In „After Death“ berichten verschiedene Menschen davon, dass sie den Tod erlebten, danach aber eine andere Welt entdeckten, das „Leben danach“. Der Filmtitel gibt durchaus bereits die Perspektive wieder, welche die Filmemacher Stephen Gray und Chris Radtke dabei einnehmen. Der deutsche Begriff „Nahtoderfahrung“ (im Englischen „Near death expericence) gibt keineswegs wieder, worum es sich nach Meinung vieler Betroffener und Experten eigentlich handelt, nämlich um ein Erleben nicht „nahe“ am Tod, sondern um ein Erleben nach dem Tod. Der Film „After Death“ macht seit seinem Start am 27. Oktober in 2.700 Kinos in den USA von sich reden. Und das nicht nur wegen seines Inhaltes.
Der 108 Minuten lange Film erreichte am ersten Wochenende einen Ticketverkauf von fünf Millionen US-Dollar, und landete damit auf dem vierten Platz – hinter „Taylor Swift: The Eras Tour“, „Five Nights at Freddy’s“ und „Killers of the Flower Moon“. Im Bereich Dokumentarfilm spielte er das zweithöchste Einspielergebnis des Jahres ein. Angel Studios teilte mit, ein Start des Films außerhalb der USA stehe noch nicht fest. Wenn es aber so weit sei, werde man dies auf der Webseite zum Film kundtun. Erwartungsgemäß wird der Film aber wahrscheinlich in Zukunft auf dem eigenen Streaming-Portal angeboten werden.
Das Filmvertriebsstudio „Angel Studios“ mit Sitz in Provo, Utah, betrieb zunächst einen Video-on-Demand-Dienst, über den zunächst etwa die Serie „The Chosen“ weltweit sehr erfolgreich vertrieben wurde. Es folgten weitere christliche Filme und Serien, die mittlerweile auch in Kinos gezeigt werden. Der Filmproduzent rief ein Ticket-Verkaufssystem ins Leben, bei dem Kunden für sich oder für andere Kinotickets im Voraus kaufen können. Deshalb kann der vermeldete Ticket-Verkauf durchaus abweichen von der Zahl der tatsächlichen Kino-Besucher. Die Serie „The Chosen“ wurde zum größten Crowdfunding-Unterhaltungsprojekt in der Geschichte. Zuletzt machte das Studio mit dem erfolgreichen Film „Sound of Freedom“ von sich reden. Der spielte bei gerade einmal 14 Millionen Dollar Produktionskosten etwa 234 Millionen Dollar ein. Fertig gedreht ist zudem bereits der Film „Cabrini“ über die italienisch-amerikanische Ordensschwester und Missionarin Francesca Cabrini. Der Film soll im März 2024 in die Kinos kommen.
Nick Vuijicic wirbt für „After Death“
In „After Death“ sprechen verschiedene Personen darüber, was sie nach ihrem vermeintlichen Tod erlebten. Mancher von ihnen ist bereits durch andere Auftritte oder durch Bücher weltweit bekannt geworden. Der Pastor Don Piper etwa, der in seinem Buch „90 Minuten im Himmel“ 2004 von seinem Tod und einem Besuch im Himmel schrieb, ist zu sehen. Seine Geschichte wurde wie die anderer Interviewpartner in kurzen Ausschnitten szenisch nachgestellt. Ein kompletter Spielfilm zu den Begebenheiten um den Pastor und seinen tödlichen Autounfall kam 2015 in die Kinos, mit Hayden Christensen („Star Wars“) in der Hauptrolle.
Ein anderer Zeuge eines Na(c)htoderlebnisses im Film ist Colton Burpo, der 2003 als Vierjähriger nach Bekunden der Eltern aufgrund einer Erkrankung starb, dann wieder aufwachte und danach von Begegnungen mit Jesus erzählte. Auch dieser Bericht wurde unter dem Titel „Den Himmel gibt‘s echt“ verfilmt, mit Greg Kinnear („Little Miss Sunshine“) als Coltons Vater.
Der christliche Motivationstrainer Nick Vuijicic wirbt in einem Video auf Instagram für „After Death“: Er selbst habe einen Selbstmordversuch im Alter von 19 Jahren hinter sich, sagt er, und weiter: „Ihr könnt euch vorstellen, wie oft ich seit dem über den Tod nachgedacht habe und darüber, was danach kommt.“ Der Evangelist sagt weiter: „Nachdem ich mit 15 mein Leben Jesus Christus gegeben habe, wusste ich: ein Leben nach dem Tod ist real. Wir sollten unser Leben immer im Hinblick auf dieses Leben danach führen.“
„Der Film half, meinem Vater zu vergeben“
„Ganz gleich, wie Sie zum Thema stehen, das Anhören der Geschichten in ‚After Death‘ ist durchweg fesselnd“, schrieb der Filmkritiker Mike McGranagham. „Ihre Meinung zum Konzept ‚Leben nach dem Tod‘ wird sicher infrage gestellt werden und stärker in den Fokus rücken.“ Auf der Facebook-Seite zum Film berichten einige Menschen von ihren eigenen Na(c)htoderfahrungen. Eine Frau schrieb, dass der Film ihr geholfen habe, ihrem Vater zu vergeben. Jemand, der den Krebs besiegen konnte, kommentierte, dass der Film „den Menschen Hoffnung gibt, dass sie mit ihren Lieben wieder vereint werden.“
Jordan Harmon, der Mitbegründer von „Angel Studios“, und der Produzent des Films, Jason Pamer, veranstalteten im Livestream eine Podiumsdiskussion, zu der sie den Kardiologen Michael Sabom eingeladen hatten. Er ist Autor des 1982 erschienenen Buches „Light and Death: One Doctor’s Fascinating Account of Near-Death Experiences“. Dafür hatte er die Berichte von 116 Personen untersucht, die eine Nahtoderfahrung gemacht haben. „Es ist keine Halluzination, es ist Realität“, sagte Sabom über das Leben nach dem Tod. „Es ist durchaus möglich, dass die Seele den Körper vor dem endgültigen physischen Tod verlassen kann. Ich denke, die Nahtoderfahrung ist eine spirituelle Erfahrung der Seele, die sich vom Körper trennt.“
Jeffrey Long, Onkologe und Gründer der „Near-Death Experience Research Foundation“, nahm ebenfalls an der Diskussionsrunde teil. Er sagte, er habe vor einigen Jahrzehnten untersucht, wie man Krebs am besten mit Strahlung behandeln könne. Dabei stieß er zufällig auf einen Artikel im „Journal of the American Medical Association“, in dem Nahtoderfahrungen beschrieben wurden. „Er änderte meine Sicht der Singe radikal“, so Long. „Meine gesamte medizinische Ausbildung hat mir gesagt, dass man entweder lebt oder tot ist. Es gibt kein Dazwischen. Doch plötzlich las ich von einem Kardiologen, der Patienten beschrieb, die gestorben waren und dann wieder zum Leben erwachten, und von sehr unterschiedlichen, fast unglaublichen Erfahrungen berichtete.“ Long begann selbst damit, Nahtoderfahrungen aus wissenschaftlicher Sicht zu untersuchen, und er stellte fest, dass die beschriebenen Erfahrungen einige Gemeinsamkeiten hatten. Einige dieser Geschichten wurden im Film festgehalten.