Film „Des Teufels Bad“ im Oscar-Rennen

Ein verstörender und brutaler Film über christliche Dogmen im 18. Jahrhundert geht für Österreich ins Rennen um den Oscar. „Des Teufels Bad“ handelt von einer erschreckenden religiösen Praxis aus jener Zeit.
Von Jörn Schumacher

Der Film „Des Teufels Bad“ geht für Österreich in der Kategorie „Bester internationaler Film“ für die Oscarverleihung 2025 ins Rennen. Das Psychogramm einer streng religiösen Frau im 18. Jahrhundert feierte seine Premiere 2024 auf der 74. Berlinale. Es geht um Depression, religiöse Dogmen und Tabus sowie die Sehnsucht nach Vergebung. Die 97. Verleihung der Oscars ist für den 2. März 2025 geplant.

Der teilweise brutale und verstörende Film spielt in Oberösterreich im Jahr 1750 (lesen Sie hier die PRO-Filmkritik). Die Hauptfigur Agnes heiratet Wolf aus dem Nachbardorf. Agnes wünscht sich ein Kind, und sie betet regelmäßig, dass Gott ihr eins schenken möge. Die junge Frau verliert sich zunehmend in Visionen und will sich das Leben nehmen. Doch ein Priester betont, dass Selbstmörder nicht begraben werden können, da Selbstmord eine Sünde und schlimmer als Mord ist. Deswegen werden die Leichen von Selbstmördern im Film nicht kirchlich bestattet, sondern lediglich auf ein Feld gelegt und sich selbst überlassen.

Depression war zu jener Zeit als Krankheitsbild quasi unbekannt, vielmehr ging man davon aus, die Person sei besessen beziehungsweise befinde sich in „des Teufels Bad“. In ihrer Verzweiflung und im Wunsch, für ihre Tat hingerichtet zu werden, tötet Agnes schließlich ein Kind.

Der Film basiert auf historischen Gerichtsprotokollen aus einem erschütternden Kapitel europäischer Geschichte. Die Religionswissenschaftlerin Kathrin Trattner schrieb in ihrer Kritik, der Film befasse sich „auf eindrückliche Art und Weise mit einem wenig bekannten historischen Phänomen“. In jener Zeit hätten sich im deutschsprachigen Raum Fälle gehäuft, was Juristen des 18. Jahrhunderts „mittelbaren Selbstmord“ bezeichneten. Dabei begehen Personen Morde, um die eigene Hinrichtung herbeizuführen und damit der ewigen Verdammnis eines direkten Selbstmordes zu entgehen. Es gebe über 400 dokumentierten Fälle, so Trattner, die meisten betrafen Frauen, die Opfer waren oftmals Kinder.

Deutschland verzichtet auf eigenen Film

Die Regisseurin von „Des Teufels Bad“ ist die in Wien geborene Veronika Franz, die zunächst als Filmkritikerin und Kolumnistin für die Tageszeitung „Kurier“ tätig war. Später schrieb sie mehrere Drehbücher, unter anderem gemeinsam mit dem bekannten österreichischen Regisseur Ulrich Seidl.

Für die Oscarverleihung 2025 stehen der Jury in der Kategorie Bester internationaler Film insgesamt 85 Filme zur Auswahl. Deutschland hat seinen Platz dem iranischen Film „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ zur Verfügung gestellt. Das Drama des iranischen Filmemachers Mohammad Rasulof handelt von einem iranischen Ermittlungsrichter, der seiner Familie infolge der landesweiten politischen Proteste gegen die autoritäre Regierung mit zunehmendem Misstrauen und Paranoia begegnet.

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