Die FeG-Bundesleitung, ein Gremium bestehend aus 17 Personen, erklärte in einem Schuldbekenntnis das Versagen der FeGs im Dritten Reich. Präses Ansgar Hörsting verlas das Bekenntnis am 20. September im Rahmen des FeG-Bundestages vor mehr als 300 Delegierten im Kronberg-Forum im hessischen Ewersbach.
„Wir hätten gegen dieses Unrecht aufstehen müssen“, teilte Hörsting mit. Stattdessen habe man sich angepasst, um einen „Freiraum für das gemeindliche Leben zu bewahren“. Zwar habe es auch FeGler gegeben, die „widerständig gelebt haben“, doch der eindeutige Befund historischer Zeugnisse zeige, dass etliche FeG-Vertreter und ihre Gemeinden auf der Welle des Nationalsozialismus mitschwammen. Hörsting warnte vor Überheblichkeit aus heutiger Sicht, denn wahrscheinlich hätten sich viele Menschen unter ähnlichen Umständen entsprechend verhalten. Mit dem aktuellen Bekenntnis griff die Bundesleitung frühere Schuldeingeständnisse auf, insbesondere das aus dem Jahr 1995, abgegeben vom damaligen Präses Peter Strauch. Strauch hatte nach Angaben des FeG-Pressesprechers Dietrich Ebeling das Schuldbekenntnis in der FeG-Bundeszeitschrift „Christsein heute“ veröffentlicht. „Das war aber nicht von allen Bundesleitungsmitgliedern quasi im Wortlaut unterschrieben“, sagte Ebeling auf pro-Anfrage und deswegen sei es keine Erklärung der gesamten Bundesleitung. Das aktuelle Schuldbekenntnis trägt nun die Unterschriften aller 17 Bundesleitungsmitglieder und ist somit als offizielles Dokument der gesamten Bundesleitung zu bewerten.
Initiator zur Erneuerung des Schuldbekenntnisses sei Präses Hörsting gewesen, erklärte Ebeling. Drei Jahrestage hätten den Anlass gegeben, dies 2014 zu veröffentlichen – 100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkrieges und 25 Jahre Öffnung der Berliner Mauer. Die Berichterstattung zu den Jahrestagen habe ihn tief bewegt, erklärte Hörsting. „An der Aufarbeitung der FeG-Geschichte wird weiter gearbeitet“, sagte Ebeling.
Aus der Vergangenheit lernen
Die Ereignisse der vergangenen Wochen, insbesondere der brutale Terror der Kämpfer für den Islamischen Staat (IS), forderten Christen heraus, mit allen positiven Kräften dieser Spirale von Gewalt entgegenzutreten. „Unsere Geschichte verpflichtet uns zu einem ernsthaften Engagement“, sagte Hörsting in seinem „Wort des Präses“. Das gleiche gelte für die gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Ukraine. Es reiche nicht aus, die Verletzten zu heilen und Flüchtlingen Unterkunft zu gewähren. So müsse man den Mördern auch mit Gewalt Einhalt gebieten. Militärgewalt sei dabei jedoch die „Ultima Ratio“, das letzte Mittel, wenn alle Verhandlungen und gewaltlosen Maßnahmen versagten. Hörsting forderte die FeG-Mitglieder auf, sich nicht in eine fromme Nische zurückzuziehen, sondern ihre Stimme für die Unterdrückten zu erheben. (pro)