"Die Kirche ist die Hoffnung der Welt – doch um die Menschen zu erreichen, muss sie ihre Probleme lösen und in verschiedenen Bereichen besser werden." Dazu braucht es laut Hybels "mutige Leiter und fantastische Menschen", die sich für ihre christlichen Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften einsetzen. Pfarrer, Pastoren und die Leiter der verschiedenen gemeindlichen Arbeitsbereiche müssten den Mut haben, Probleme frühzeitig anzusprechen und Abhilfe zu schaffen, betonte der Willow-Creek-Gründer. Dazu gehöre auch die optimale Förderung der Mitarbeiter: Sowohl Über- als auch Unterforderung demotiviere und trage dazu bei, dass Menschen ihr Engagement beenden.
Hybels weiter: "Als Leiter muss ich ein Vorbild für meine Mitarbeiter sein, das richtige Maß zu finden." Leiter mit Leidenschaft, die aber überfordert sind, müssten zu ihrem eigenen Wohle gebremst und wenn nötig ersetzt werden. Hybels‘ Fazit: "Das eigentliche Rezept ist nicht Geld oder die richtige Strategie, sondern es sind fantastische Menschen. Nach 36 Jahren bei ‚Willow Creek‘ bin ich optimistischer denn je." Hybels sagte auch, dass er sich seit dem Beginn der Willow-Arbeit vor 15 Jahren noch mehr erhofft habe. Deutschland sei ein Land der Ingenieure und Ideen, zum Beispiel wenn es um Autos gehe. Die Professionalität der Deutschen in technischen und wirtschaftlichen Gebieten solle auch auf Kirchen und Gemeinden übertragen werden.
July wünscht sich Evangelium im Zentrum der Gesellschaft
Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, erwartet von dem Kongress "wertvolle Denkanstöße" auch für die Gemeinden in der Region. "Wir wollen uns auch neuen Ideen und kreativen Herausforderungen nicht verschließen." So könne das Evangelium wieder mehr ins Zentrum rücken und auch in der Gesellschaft Gehör finden.
Das Ziel des "Willow-Creek"-Kongresses sei es, Gemeinden zu "inspirieren", betonte der 1. Vorsitzende von "Willow Creek Deutschland/Schweiz", Ulrich Eggers, auf der Pressekonferenz der Veranstaltung. Kirchen und Gemeinden in Deutschland hätten erkannt, dass Führung und Leitung wichtig sein. Viele Prinzipien, die in der Wirtschaft gelten, könnten auch auf Gemeinden übertragen werden, so Eggers. Man wolle nicht etwa eine neue "Willow-Creek"-Gemeinde gründen: "Willow ist unverdächtig". Bei der Arbeit, die "Willow Creek" in Deutschland leiste, gehe es darum, Denkanstöße zu geben: "Inspirieren, Fragen stellen und Erfahrungen austauschen – das ist das Ziel", erklärte Eggers. Er forderte, dass Kirche relevant sein müsse.
Das Thema des Leitungskongresses heißt "Fokus". Man wolle sich die Frage stellen: "Was ist unaufgebbar wichtig, worauf kommt es an? Wir wollen ein Gespür vermitteln für das, worauf Gemeinden sich konzentrieren", sagte der Geschäftsführer von "Willow Creek Deutschland/Schweiz", Karl-Heinz Zimmer. "Willow Creek Deutschland" sei eine "Grassroots"-Bewegung, die von der Basis der Gemeinde ausgehe. Die Menschen würden mit Leidenschaft in ihre Gemeinden zurückkehren: "Manchmal kracht’s dann auch, weil manche zu begeistert sind." Es gehe nicht um große Zahlen, sondern um den Einzelnen, sagte Eggers. Allerdings seien positive Auswirkungen auf deutsche Gemeinden meist erst nach ungefähr acht Jahren feststellbar: "Es dauert ein Stück länger, die dicken Bretter zu bohren." Die Arbeit von "Willow Creek" sei kein "Trick, sondern harte Arbeit, Leidenschaft".
Veranstalter ist "Willow Creek Deutschland", eine Organisation, die regelmäßig Kongresse für Mitarbeiter aus Kirchen und christlichen Gemeinden durchführt. Der Name "Willow Creek" stammt von einer gleich lautenden christlichen Gemeinde in South Barrington bei Chicago, die nach Angaben des Leiters von Willow Creek International, Gary Schwämmlein, pro Wochenende zwischen 22.000 und 25.000 Gottesdienstbesucher verzeichnet. Das Gemeinde-Budget von ungefähr 40 Millionen Dollar stamme aus Spenden aus der Gemeinde. Die "Willow Creek Community Church" ist weltweit für ihre sozialdiakonischen Dienste bekannt, beispielsweise in der Familien- oder Suchtberatung. (pro)