von Ellen Nieswiodek-Martin
In aller Deutlichkeit hat Maria Steuer, Kinderärztin und Vorsitzende des Vereins „Familien e.V.“, die Darstellung und Vorwürfe von „Spiegel“-Autor Markus Brauck über die Arbeit des Familiennetzwerkes zurückgewiesen. „Die Behauptung, unser Netzwerk führe auf erzkonservativ-christlicher Grundlage einen ideologischen Kreuzzug, entbehrt jeder Grundlage“, sagt Maria Steuer gegenüber pro-medienmagazin.de. In seinem Artikel unter der Überschrift „Das große Krippenspiel“ in der aktuellen Ausgabe des „Spiegel“ stellt Redakteur Brauck das Familiennetzwerk dar als „erzkonservativ-christliche Organisation“, die einen „raffiniert inszenierten Mutterkreuzzug“ führe.
Wie Maria Steuer erklärt, ist das Familiennetzwerk ein Zusammenschluss verschiedener Einzelpersonen und Organisationen, die sich seit 2005 dafür einsetzen, „eine Lobby zu schaffen für Kinder und für die Erwachsenen, die sich für das Wohl der Kinder einsetzen und die Familie als die Keimzelle unserer Gesellschaft verstehen“.
Grundlage: Ergebnisse der Bindungs- und Gehirnforschung
„Wir sind eine überkonfessionelle Bewegung. Das Spektrum des Vereins reicht von christlich-konservativen Gruppen bis hin zur familienpolitischen Sprecherin der Linkspartei im Saarland.“ Maria Steuer sieht den Verein als moderne Bewegung, denn der Verein orientiere sich an den Ergebnissen der Bindungsforschung und Gehirnforschung und stelle dabei besonders Kindeswohl im Mittelpunkt.
Die Vereinsvorsitzende beklagt, dass die Positionen und Forderungen von „Familien e.V.“ meist zu oberflächlich betrachtet würden: „Wir haben niemals gesagt, dass Frauen zurück an den Herd sollen. Die Frauen des Netzwerks sind emanzipierte Frauen, die alle nach der Kleinkinderphase wieder zurück in den Beruf gehen möchten oder bereits gegangen sind. Aber wir sind der Meinung, dass die Erziehungsarbeit zuhause nicht ausreichend wertgeschätzt wird.“
„Schleichende Unterwanderung“
„Spiegel“-Autor Brauck wirft dem Verein in seinem Artikel gar vor, die Öffentlichkeit zu unterwandern. Weil die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ im April drei Familien zu Wort kommen ließ, die dem Netzwerk angehören, befürchtet er eine „getarnte Aktion nach dem Konzept der schleichenden Unterwanderung“. Die „F.A.S.“ hatte insgesamt fünf Familien nach ihrer Meinung zu den Krippenplänen von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gefragt.
Den Vorwurf der „Unterwanderung“ weist Maria Steuer von sich: „Wenn Herr Brauck uns als erzkonservative Mutterkreuzzügler darstellt und im Anschluss meint, die Medien lassen sich von uns unterwandern, stellt er den Medien ein Armutszeugnis aus.“
Die Mitglieder des Netzwerkes waren in einigen Talksendungen als Gäste präsent, doch dahinter stecke keine „Planung“. Maria Steuer wundert sich darüber nicht: „Tatsache ist, dass wir sehr oft eingeladen werden zu Talkshows. Das liegt vermutlich daran, dass wir als einzige diese Position beziehen: Es gibt kaum eine Gruppierung, die so deutlich eine Orientierung am Kindeswohl fordert.“ Das Familiennetzwerk setzt sich für die finanzielle Anerkennung und Förderung der häuslichen Erziehung ein. Eltern sollen die Wahl haben, wie sie ihre Kinder erziehen wollen. Zu dem Netzwerk gehören unter anderen Steve Biddulph, Familientherapeut und Buchautor, der kanadische Kinderpsychologe und Buchautor Professor Gordon Neufeld oder Theodor Hellbrügge, Professor für Sozialpädiatrie.
„Willkürliche Darstellung“
Die Mitglieder des Familiennetzwerkes werfen dem Journalisten vor, seine Berichterstattung über den Kongress des Familiennetzwerkes, der Anfang Mai diesen Jahres stattfand, lasse fachbezogene Argumente vermissen und vernachlässige die Inhalte der Tagung und die wissenschaftlichen Beiträge. „Die vielen Fachleute und Organisationen, die in unserem Netzwerk vereint sind, werden in dem ‚Spiegel‘-Artikel nicht erwähnt“, so Steuer. Stattdessen habe der Redakteur eine Episode, in der ein Taxifahrer seine Erfahrungen erzählt, herausgegriffen.
Neben den Kommentaren zum „Spiegel“-Artikel über die Arbeit des Familiennetzwerkes beschäftigt Maria Steuer auch die aktuelle Tagespolitik zum geplanten Ausbau von Krippenplätzen und den Plänen der großen Koalition für ein Betreuungsgeld für Familien, die am Dienstag bekannt gegeben wurden. Steuer ist über die bisherigen Beschlüsse enttäuscht: „Wenn wir tatsächlich über 150 Euro pro Monat reden, ist das natürlich viel zu wenig. Damit wäre Deutschland Schlusslicht bei der Förderung der häuslichen Erziehung.“ In Nachbarländern wie Schweden sei man deutlich weiter. Dort erhalten Eltern ab 1. Januar des kommenden Jahres pro Monat 300 Euro, wenn sie ihr Kind zu Hause erziehen. Also: Am Ziel ist „Familien e.V.“ mit seinen Forderungen noch lange nicht – aber der Weg dahin bleibt steinig.
Weitere Informationen über das Familiennetzwerk gibt es unter www.familie-ist-zukunft.de