Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat sich entsetzt gezeigt über die Fortsetzung des EM-Spiels nach dem Zusammenbruch des dänischen Fußballspielers Christian Eriksen. „In einer so dramatischen Situation hätte doch jemand die Kraft und Geistesgegenwart haben müssen, das Spiel würdevoll zu beenden“, schrieb die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der Bild am Sonntag. „Ich hätte mir gewünscht, dass jemand über den Stadionlautsprecher ein Gebet spricht.“
Menschen könnten mit ihrer Angst und Erschütterung nicht so hängengelassen werden, erklärte Käßmann: „Mit würdevoll eingeleiteter Stille hätte der Schock aufgefangen werden können.“ Danach hätten alle leise und respektvoll das Stadion verlassen sollen. „So wird Mitgefühl ausgedrückt. Für den Lebenskampf des Fußballers, für seine Familie und die Mitspieler“, schrieb sie. „Das hätte Größe und Menschlichkeit gezeigt.“
Dass stattdessen das Spiel „nach mehr als einer Stunde Bangen um Leben und Tod“ fortgesetzt wurde, zeige, dass die Menschlichkeit im Profi-Fußball verlorengegangen sei, beklagte die Theologin. „Dann geht es nur noch ums Geschäft. Das macht keine Lust auf EM oder WM.“
Der dänische Nationalspieler Eriksen hatte am 12. Juni beim Spiel gegen Finnland einen Herzstillstand erlitten und war auf dem Spielfeld zusammengebrochen. Er wurde im Krankenhaus behandelt und inzwischen wieder entlassen.