Mehr als die Hälfte der Jugendlichen wird im Netz innerhalb eines Monats regelmäßig mit Fake News konfrontiert worden. Das zeigt die diesjährige Studie „Jugend, Information, Medien“ (JIM). 61 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen gaben an, dass ihnen vor kurzem Falschnachrichten im Internet begegneten. Das ist ein Anstieg im Vergleich zu den vergangenen Jahren. 2021 waren es beispielsweise nur 41 Prozent.
Auch beleidigende Kommentare und extreme politische Ansichten haben die Jugendlichen in diesem Jahr stärker im Netz und in den sozialen Medien wahrgenommen als im vergangenen Jahr. Zudem wurde fast jeder dritte Jugendliche im Netz schon sexuell belästigt. Am häufigsten passierte das bei Instagram.
Die JIM-Studie fand außerdem heraus: Soziale Medien werden immer mehr zu einer wichtigen Nachrichtenquelle für junge Menschen. Ein Drittel der Jugendlichen nutzt Instagram, Youtube und Tiktok, um sich über das Weltgeschehen auf dem Laufenden zu halten.
Psychische Belastung wegen negativer Nachrichten
Kai Gniffke, Intendant des SWR und Vorsitzender der ARD, wies darauf hin, dass es deshalb besonders wichtig sei, dass Jugendliche den Unterschied zwischen Fake News und echten Nachrichten erkennen könnten. „Es ist entscheidend, zu erkennen, ob eine Information verlässlich ist und mit welcher Absicht sie verbreitet wird. Nur so können wir junge Menschen befähigen, in einer von Fake News und Informationsflut geprägten Welt sicher und souverän zu agieren“, zitiert ihn die Studie.
83 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen sind generell an Nachrichten interessiert – sowohl am politischen Weltgeschehen als auch an Nachrichten aus der eigenen Region. Ein Fünftel der Befragten gibt aber an, dass sie die hohe Anzahl an negativen Nachrichten belastet. Einige Jugendliche versuchen deshalb zudem, Nachrichten bewusst aus dem Weg zu gehen. Das Phänomen nenne sich „News Avoidance“, erklärt die Studie. Acht Prozent versuchen „oft“ Nachrichten zu vermeiden, 23 Prozent „manchmal“ und 32 Prozent „gelegentlich“.
Gern auch mal Zeit ohne Handy
Auch Künstliche Intelligenz (KI) ist längst in den Alltag junger Menschen eingezogen. Zwei Drittel nutzen KI, um sich Hilfe bei Hausaufgaben oder Informationen für Schulthemen zu holen. 43 Prozent recherchieren damit gezielt Informationen. Gut die Hälfte nutzt KI-Angebote von Snapchat, Google oder ChatGPT zur Unterhaltung.
Das Smartphone ist weiterhin der wichtigste technische Begleiter für Jugendliche. Trotzdem sehen viele Jugendliche das kritisch und sagen, dass sie zu viel Zeit am Handy verbringen würden. Zwei Drittel geben zu, dass sie mehr Zeit damit verbringen als geplant. Zwei Fünftel fühlen sich abgelenkt bei anderen Tätigkeiten, wie dem Hausaufgaben machen. Und 59 Prozent gaben an, dass sie es genießen, auch mal Zeit ohne das Handy zu verbringen.
Die JIM-Studie wird jährlich vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), einer Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und dem SWR durchgeführt. Sie zeigt das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland. Für die aktuelle Studie wurden 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren im Zeitraum 5. Juni bis 14. Juli mittels telefonischer Interviews und Online-Fragebögen befragt.