Fake-News-Experte: Menschen müssen Umgang mit Desinformation lernen

Faktencheks in den sozialen Medien können die Verbreitung von falschen Informationen nur in begrenztem Maße beeinflussen, sagt der Wissenschaftler Marten Risius. Die Menschen müssten vielmehr lernen, mit Desinformation umzugehen.

Faktenchecks auf Internet-Plattformen sind nach Ansicht von Marten Risius von der Hochschule Neu-Ulm kein Allheilmittel gegen Falschinformationen. „Fact-Checking kann die Verbreitung von Fake News zwar in einem gewissen Rahmen reduzieren“, sagte der Professor für Digitale Gesellschaft und Online Engagement dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Aber Menschen neigen dazu, das zu glauben, was ihre bestehende Meinung bestärkt – auch wenn eine Information markiert ist mit dem Kommentar, dass sie widerlegt ist.“ Eher zögen sie dann die Plattform oder die Fakten in Zweifel, als ihre eigene Meinung zu ändern, sagte der Professor für Digital Society und Online Engagement.

Außerdem verbreiteten sich Fake News viel schneller, als Faktenchecker sie überprüfen könnten. „Bis sich ein korrigiertes Narrativ verbreitet, ist der Schaden schon angerichtet – die korrigierte Version interessiert dann keinen mehr.“ Trotzdem wäre es nach Ansicht von Risius „hilfreich“ gewesen, wenn Mark Zuckerberg als Chef des Meta-Konzerns, zu dem unter anderem Facebook und Instagram gehören, das Fact-Checking beibehalten hätte.

Zuckerberg hatte Anfang Januar für die USA die Abschaffung von Faktenchecks bei Instagram und Facebook sowie eine Zusammenarbeit mit dem künftigen Präsidenten Donald Trump angekündigt. In einem Video sagte der Tech-Milliardär, dass Regierungen und klassische Medien aus politischen Gründen zu immer mehr Zensur gedrängt hätten. Konkret sollen Faktenchecks durch sogenannte Community-Notes ersetzt werden.

Als besonders effektive Methode gegen Fake News habe sich in der Wissenschaft eine sogenannte „Einstellungsimpfung“ gezeigt, erklärte Risius. Dabei werde Menschen erklärt, was typische Fake-News-Strategien seien, wie sie entstehen und verbreitet werden. Anschließend würden sie mit Desinformationen in „kleinen Dosen“ konfrontiert und seien später deutlich besser darin, Fake News zu erkennen und damit umzugehen. Ein solcher Umgang mit Desinformationen müsse schon Schülerinnen und Schülern beigebracht werden und Teil der Weiterbildung von Lehrkräften sein, sagte Risius. Dafür gebe es bereits gute Materialien, etwa Online-Spiele oder -Videos, die unkompliziert genutzt werden könnten.

Von den Social-Media-Plattformen forderte Risius mehr Transparenz. Es gebe viele Wissenschaftler auf der ganzen Welt, die sich mit dem Umgang mit Falschinformationen auseinandersetzten, sagte der Wirtschaftsinformatiker. Dafür bräuchten die Forscher aber den Zugang zu den Daten der Plattformen.

epd
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