Christian Montag ist Professor für Molekulare Psychologie, welche das menschliche Verhalten auf molekularer Ebene erklären will, an der Universität Ulm. Der 40-Jährige erforscht den Einfluss digitaler Medien auf das menschliche Gehirn. In Kürze erscheint sein Buch „Homo Digitalis: Smartphones, soziale Netzwerke und das Gehirn“. Im Interview der Süddeutschen Zeitung vom Montag sagte er: „Je jünger das Kind, desto unwichtiger sollten digitale Geräte sein. Bei Kindern unter zehn Jahren sollten sie im Alltag nur eine geringe Rolle spielen.“
Er sieht ein Problem in der Ablenkung, die die Geräte auslösen. Auch die Recherche für Hausaufgaben sollten seiner Meinung nach nicht auf dem Smartphone, sondern auf dem Computer getätigt werden. Der Psychologe stellt fest, schon allein dadurch, dass das Handy sichtbar auf dem Schreibtisch liege, ziehe es kognitive Ressourcen ab, „weil man ständig erwartet, dass etwas Nettes passieren könnte“.
Forderung: Regeln für Handynutzung
Montag weist das Argument zurück, Smartphones könnten Kindern Bildung nahebringen. „In Deutschland haben wir zum Glück andere Möglichkeiten, öffentliche Bibliotheken zum Beispiel.“ Er ruft Eltern dazu auf, das Angebot an Alternativen zum Smartphone entsprechend attraktiver zu gestalten. „Das Grundbedürfnis nach sozialer Kommunikation wird auch bedient, wenn Kinder direkt miteinander interagieren.“ Er plädiert daher für „Handyregeln“, die in der Familie und im Freundeskreis klar kommuniziert werden.
Andererseits bedeute für Kinder ein Abschotten von digitalen Medien zugleich auch einen sozialen Ausschluss. „Wer etwas verpasst, ist aus dem Freundeskreis ausgeschlossen“, sagt Montag. Er rät: „Anstatt heimlich zu kontrollieren, sollten Eltern sich aktiv mit ihrem Kind über die Handynutzung austauschen.“
Von: Jörn Schumacher