Exorzismus-Trend in Polen

Teufelsaustreibung scheint in Polen im Trend zu liegen. Das zeigen unter anderem die steigenden Auflagenzahlen eines Monatsmagazins eigens zu diesem Thema. Doch Seelsorger wissen: Nicht jeder ist besessen, der sich dafür hält.
Von PRO
Der Teufel drangsaliert den Menschen – das zeigt diese Schnitzerei in einer Kirchenbank. Wer sich vom Teufel besessen wähnt, kann in der Katholischen Kirche Hilfe vom Exorzisten bekommen
Die Zeitschrift Egzorcysta ist ein polnisches Monatsmagazin, das sich mit Exorzsimus beschäftigt. Gestartet ist es vor drei Jahren mit einer Auflage von 15.000 Heften. Mittlerweile werden jeden Monat 40.000 gedruckt. „Natürlich kann ein solches Magazin nur existieren, wenn eine Nachfrage besteht“, bilanziert die Tageszeitung Die Welt. Und dieses Interesse ist offenbar vorhanden. Die Zeitung führt das auf einen „seit einigen Jahren anhaltenden Exorzsimusboom“ im Nachbarland zurück. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Zahl der von der Kirche eingesetzten Exorzisten auf 130 mehr als verdoppelt. Der Philosoph, Theologe und führende Exorzist Aleksander Posacki machte 2012, als das Magazin erstmals erschien, den politischen Systemwechsel nach dem Zusammenbruch des Sozialismus für den wachsenden Bedarf an Teufelsaustreibungen verantwortlich. „Kapitalismus schafft mehr Möglichkeiten, um Geschäfte auf dem Feld des Okkultismus zu machen. Wahrsagerei ist sogar als steuerpflichtige Beschäftigung eingestuft worden“, sagte er laut der Presseagentur Agence France-Press. Die Tageszeitung die Welt zitiert einen Geistlichen, der die Entwicklung damit erklärt, dass sich Menschen weiterentwickeln wollten und sich dabei unter Umständen auch dem Bösen öffneten.

Exorzist: Therapie und Exorzismus verbinden

Allerdings könnte die Kirche in Polen den Bedarf auch selbst schaffen, indem sie ihren Mitgliedern Angst vor Satan mache, erwägt Die Welt. Als Beispiel führt sie einen Fragebogen einer Warschauer Diözese an, anhand dessen die Wahrscheinlichkeit, besessen zu sein, gemessen werden könne. Als gefährdet gelte danach jemand, der zum Beispiel Yoga oder Kampfkünste trainiert, Halloween feiert, Filme wie „Star Wars“ oder „Indiana Jones“ anschaut oder Musik von John Lennon oder Bob Marley hört. Dies blieb auch innerhalb der Kirche nicht ohne Kritik. Der katholische Pfarrer und Exorzist Slawomir Sosnowski sagte der Welt: „In Polen gibt es so eine Mode in bestimmten Gruppen: Das Böse wird überall gesehen. Dadurch gibt es eine übertriebene Furcht.“ Manche Klienten bräuchten einfach ein Gebet oder ein Gespräch, andere wiederum psychologische Hilfe. Nur selten sei sicher, dass ausschließlich ein Dämon des Problems Ursache ist. Deshalb hält es Sosnowski auch für sinnvoll, gegebenenfalls sowohl einen Exorzismus vorzunehmen als auch den Betroffenen therapeutisch zu betreuen. Wenn ein Mensch schwere seelische Verletzungen habe, könne er sich dem Bösen öffnen. Dann brauche er Gebete und eine Therapie. Dass dies auch seine Exorzisten-Kollegen so sehen, daran hegt Die Welt mit Blick auf Inhalte des Magazins Egzorcysta Zweifel. (pro)
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