Evangelische Kirche ruft zum Gebet für Syrien auf

Christen sollen am Sonntag Reminiszere am 8. März 2020 für bedrängte und verfolgte Glaubengeschwister beten. Zur Fürbitte für das Kriegsland Syrien hat die Evangelische Kirche in Deutschland ein Materialheft veröffentlicht.
Von Norbert Schäfer
Syrien rückt 2020 in den Fokus des Gebetstages für verfolgte Glaubengeschwister

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ruft alle Kirchengemeinden dazu auf, im kommenden Jahr am zweiten Sonntag der Passionszeit, dem Sonntag Reminiszere am 8. März, für bedrängte und verfolgte Christen weltweit zu beten. 2020 soll der Schwerpunkt auf dem Kriegsland Syrien liegen. Zur Vorbereitung und zur Vertiefung hat die EKD am Dienstag ein Materialheft veröffentlicht. Darin sind neben Material für den Gottesdienst viele Hintergrundinformationen zur Situation der Kirchen und Christen in dem Land, aber auch zur Geschichte enthalten.

Die EKD-Auslandsbischöfin, Petra Bosse-Huber, äußerte sich am Dienstag in einer EKD-Pressemeldung besorgt über die Lage der Menschen in Syrien nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch türkischer Truppen. „Von unseren christlichen Geschwistern aus Qamischli im Norden des Landes hören wir, wie schwierig ihr Alltag ist: Sie berichten in diesen Tagen von Kämpfen und Explosionen in ihrer direkten Nachbarschaft, von Lebensmittelknappheit und mangelnder Versorgung; von immensen Preissteigerungen und davon, dass viele Menschen, die direkt im umkämpften Gebiet wohnen, in die größeren Städte, nach Damaskus, Aleppo, geflohen sind, weil ihre Häuser zerstört wurden“, erklärte Bosse-Huber.

Alle Menschen in die Fürbitte einschließen

Insgesamt herrsche große Verunsicherung in den christlichen Gemeinden. Zu oft hätten Christen in Syrien erlebt, dass der erhoffte Frieden nicht eingehalten wurde. „Alle Menschen, ob Christen oder Muslime, sind gleichermaßen von diesem Krieg betroffen. Deshalb schließen wir sie in unsere Fürbitten ein“, sagte Bosse-Huber.

Seit 2010 ruft die EKD Gemeinden dazu auf, am Sonntag Reminiszere in Gottesdiensten und Gebeten in besonderer Weise auf das Leiden von Christen in anderen Ländern aufmerksam zu machen und Anteil zu nehmen. Der Sonntag Reminiszere hat seinen Namen aus dem sechsten Vers des Psalms 25: „Gedenke (lateinisch: reminiscere), Herr, an deine Barmherzigkeit.“

Licht und Schatten

Das Begleitheft enthält neben diversen Interviews, Karten zur Veranschaulichung, Artikeln zur Geschichte, der Kultur und den christlichen Kirchen in dem Land, Gebeten zur Gestaltung des Gottesdienstes auch einen Beitrag vom Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek. Der Politologe wirft Europa unterlassene Hilfeleistung vor. „Es ist eine Binsenweisheit, dass, wenn an den EU-Außengrenzen Frieden herrscht, es nachhaltig auch sicher im eigenen Land zugeht“, schreibt er in Bezug auf die Lage in Syrien, ungeachtet dessen, dass die EU keine Außengrenze zu dem Kriegsland hat. Mazyek vertritt die Meinung, dass die Flüchtlingspolitik der EU „wenig mit christlichen Maßstäben“ erfolgt sei, und beklagt die Verfolgung der Christen. Weil Christen und Muslime in dem Land gesellschaftlich eng miteinander verbunden seien, folgert Mazyek: „Eine implizite Vertreibung der arabisch-syrischen Christen ist folglich nie ein syrisch-syrisches Problem gewiesen.“ (sic!)

Die Journalistin und Religionswissenschaftlerin Katja Dorothea Buck hat einige der Beiträge in dem Heft verfasst. Sie schreibt unter anderem, dass in dem Land auch viele Christen mit dem Assad-Regime liebäugeln. „Seit Kriegsbeginn sorgen syrische Kirchenführer immer wieder für Kopfschütteln bei hiesigen Christen, wenn jene wieder einmal demonstrativ die Nähe zu Assad suchen, ihn öffentlich den Beschützer des syrischen Volks nennen, ihm Ikonen schenken oder in Kirchen und Klöstern ein Forum bieten, sich als Vater der Nation zu präsentieren, der christlichen Schulkindern liebevoll über den Kopf streichelt.“ Als Grund dafür führt Buck unter anderem an, dass angesichts des immer größer werdenden Einflusses radikal-islamischen Gedankenguts in der muslimischen Bevölkerung und der Gefahr für Leib und Leben die Kirchenführer nicht „noch eine Front gegenüber dem mächtigen Regime aufmachen wollen“.

Von: Norbert Schäfer

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