Jerry Falwell jr. ist nach einer Reihe von persönlichen Skandalen als Präsident der Liberty University zurückgetreten. Die evangelikale Universität gilt als wichtige Einrichtung für konservative Christen. 2016 besuchte der damalige Präsidentschaftskandidat Donald Trump die Universität im Zuge seines Wahlkampfs.
Falwell stand seit 2007 an der Spitze der Universität von Virginia. Diese hatte sein Vater gegründet. Bereits am 7. August hatte die Universität ihn auf unbestimmte Zeit beurlaubt. Deren Vorstand sucht nun nach einem Nachfolger.
Der endgültige Rücktritt hängt eng mit dem Namen Giancarlo Granda zusammen. Der Geschäftsmann hatte Jerry Falwell und dessen Ehefrau Becki vor Jahren in Florida kennen gelernt. Neben geschäftlichen Beziehungen soll Granda auch eine langjährige sexuelle Affäre mit Becki Falwell gehabt haben. Das meldet unter anderem die Washington Post.
„Intime Beziehung entwickelt“
In der evangelikalen Bewegung schien Falwell wegen seiner Prominenz und der engen Freundschaft mit Präsident Trump unantastbar. Er geriet zuletzt wegen eines Fotos in die Schlagzeilen. Es zeigt ihn mit der Assistentin seiner Ehefrau. Beide haben aufgeknöpfte Hosen. Falwell hat einen Arm um die Dame gelegt. Er selbst hatte das Foto auf Instagram gepostet, nach heftiger Kritik aber wieder gelöscht.
Nach diesem Vorfall hatte Falwell dem von der Universität geforderten Rücktritt zunächst zugestimmt, ihn anschließend über seinen Anwalt wieder zurückgenommen. Jetzt ist das Kapitel endgültig beendet. Falwells Ehefrau soll laut Spiegel Online von 2012 bis 2018 eine Affäre mit Granda gehabt haben.
Demnach habe er eine „intime Beziehung entwickelt, Jerry genoss es, aus der Ecke des Raums zuzusehen“. Das Ehepaar Falwell ist seit 1987 verheiratet. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters bestritt Granda, dass er das Ehepaar erpressen wollte. Er bestand darauf, eine sexuelle Affäre mit dem Paar gehabt zu haben. Während er Sex mit Becki Falwell hatte, habe ihr Ehemann dabei zugeschaut.
An der Liberty University, die Jerry Falwell sen. 1971 gegründet hat, gilt die Regel, dass Studenten keine sexuellen Beziehungen außerhalb ihrer Ehe führen dürfen. Die Anschläge vom 11. September 2001 geißelte Falwell jr. als „Gottes Antwort auf Heiden, Schwule und Lesben“. 2015 hatte er die Studenten dazu aufgerufen, Waffen zu tragen, nachdem ein aus Pakistan stammender US-Bürger 14 Menschen erschossen hatte. Falwell wurde dafür kritisiert, dass auf dem Campus der Universität abweichende Meinungen kaum geduldet wurde.
Auch Falwells 2007 verstorbener Vater war schon ein bekannter Baptisten-Prediger. Mitte 1989 kam Falwell Jrs. erster Sohn zur Welt, der 2016 in der Universität seines Vaters angestellt ist.
Von: Johannes Blöcher-Weil