In den vergangenen Wochen haben zahlreiche Berater aus der Wirtschaft Donald Trump den Rücken gekehrt und ihren Posten als Berater des US-Präsidenten niedergelegt. Darunter waren etwa Elon Musk, Inhaber und Gründer von Tesla und SpaceX, Bob Iger von Disney, Travis Kalanick, ehemaliger Chef von Uber und Brian Krzanich von Intel. Zuletzt teilte der Investor und Milliardär Carl Icahn am Samstag mit, Trump nicht länger als Berater zur Verfügung zu stehen.
Auch Kenneth Frazier, Chef des Pharmariesen Merck, erklärte, die Haltung des Präsidenten zu den Ausschreitungen bei Demonstrationen von Ultrarechten in Charlottesville könne er „aus persönlichem Gewissen“ nicht mehr tragen. Am Dienstag hatte Trump bei einer Pressekonferenz davon gesprochen, dass unter den rechten Demonstranten in Charlottesville einige „feine Menschen“ gewesen seien. Ein Mann war mit seinem Auto in eine Gruppe von Personen gefahren, die gegen den Aufmarsch der Neonazis demonstrierten. Eine Frau kam dabei ums Leben. Auf Videos von der Veranstaltung sind Männer zu sehen, die skandieren: „Juden werden uns nicht vertreiben!“ Trump erklärte in einer Stellungnahme: „Nicht alle diese Leute sind Neonazis. Glauben Sie mir.“ Später kritisierte Trump, dass nicht auch linke Demonstranten für Gewaltanwendung kritisiert worden seien.
Alle 16 Mitglieder von Trumps Komitee „Arts and Humanities“ teilten am Freitag in einem Brief ihren Rücktritt mit. Sie kritisieren, dass Trump den Gewaltakt des rechten Demonstranten mit den linken Gegendemonstranten gleichstellte. Das Komitee wurde 1982 unter Präsident Ronald Reagan gegründet zu dem Zweck, das Weiße Haus in Angelegenheiten der Kunst und der Geisteswissenschaften zu beraten.
Bisher standen die evangelikalen geistlichen Berater geschlossen hinter Trump. Dies hat sich nun geändert: A.R. Bernard, Pastor der Megachurch „Christian Cultural Center“ in New York, teilte am Freitag mit, dass er dem Präsidenten nicht länger als Berater zur Verfügung stehe. Seiner Kirche in Brooklyn gehören schätzungsweise 37.000 Mitglieder an, die New York Times bezeichnete sie als die größte evangelikale Kirche in New York City. In seiner Stellungnahme schreibt Bernard: „Es ist offensichtlich, dass es einen Konflikt gibt zwischen meinen Werten und denen der Regierung.“ Laut einem Bericht der New York Times ist Bernard Anhänger der Republikaner, doch habe er zwei Mal für Bill Clinton gestimmt sowie zwei Mal für Barack Obama.
Eric Metaxas will Trump-Berater bleiben
Viele andere Mitglieder des inoffiziellen evangelikalen Beraterstabs des Präsidenten erklärten, bewusst weiterhin als Berater Trumps auftreten zu wollen. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Robert Jeffress von der Gemeinde First Baptist Dallas, Paula White vom New Destiny Christian Center in Florida, und der bekannte Buchautor Eric Metaxas. Der evangelikale Autor teilte mit, er bleibe weiterhin Berater Trumps. „Dieser Präsident steht im Kreuzfeuer, und jeder, der Jesus liebt, weiß, dass wenn jemand am Boden liegt, er Gott mehr als sonst braucht“, schrieb Metaxas in einer Stellungnahme. „Jesus-Menschen rennen vor Problemen nicht weg.“
Andere geistliche Leiter wie die Pastoren Jack Graham und Robert Jeffress von der Gemeinde der „Southern Baptist“ oder Tony Suarez von der „National Hispanic Christian Leadership Conference“ sowie der Fernsehprediger Mark Burns bestärkten ihre Unterstützung für Trump. Burns twitterte: „Manche rufen mich auf, zurückzutreten. Wenn Gott mich gerufen hat, Donald Trump geistlich zu unterstützen und zu beraten, wie kann ich da zurücktreten?“ Und an anderer Stelle: „Ich werde niemals zurücktreten oder den Präsidenten verlassen wegen Charlottesville. Er braucht uns geistliche Berater jetzt dringender denn je.“
Johnnie Moore, ehemaliger Vizepräsident der christlichen Liberty University, stellte vergangene Woche klar, Evangelikale verabscheuten Rassimus, Antisemitismus und weißen Nationalismus. „Ich kenne keinen einzigen evangelikalen Leiter, der Rassist wäre“, sagte Moore laut einem Bericht der Washington Post. „Ich kenne Evangelikale, die dafür kämpfen, Brücken des gegenseitigen Verstehens zu bauen. Ich glaube auch, dass manche Medien und einige Politiker und Aktivisten den Vorfall in Charlottesville auf eine wenig hilfreiche, emotionale und instinktlose Weise benutzt haben.“ Gegenüber dem britischen Radiosender Premier Radio sagte Moore: „Ich glaube, es wäre unmoralisch, jetzt von der Aufgabe und der Einflussnahme zurückzutreten, die uns übertragen wurde, nur wegen des Drucks der Menschen im Volk, die gegen den Präsidenten sind, egal was er tut.“
Auch der Leiter der christlichen Liberty-Universität, Jerry Falwell jr., verteidigte Trump. Der Präsident habe die Gewalt in Charlottesville eindeutig verurteilt, sagte der Geistliche im Fernsehsender ABC.
Eine Umfrage des Public Religion Research Institute von Anfang August ergab, dass sich eine zunehmende Zahl an Amerikanern den Rücktritt des Präsidenten wünscht, doch sind die meisten weißen Evangelikalen weiterhin dagegen. Wie die Studie zeigte, wären 79 Prozent der weißen Evangelikalen gegen ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump. Im breiten Durchschnitt ist nur die Hälfte der Amerikaner dagegen. (pro)
Von: js