„Nashville-Erklärung“ heißt das Dokument, in dem mehr als 150 teils bekannte evangelikale Leiter aus den USA ihre Haltung zur Homo- und Transsexualität in 14 Artikeln darlegen. Darin wird zunächst die Position bekräftigt, sexuelle Handlungen dürfe es nur innerhalb der Ehe geben, die eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau sei. Gott habe die Menschen als Mann und Frau geschaffen, die gleichwertig, aber unterschiedlich seien. „Wir verneinen, dass physische Anomalien oder psychologische Umstände die von Gott geschaffene Verbindung zwischen biologischem Geschlecht und empfundenem Geschlecht annullieren“, heißt es mit Blick auf Transsexualität.
Menschen, die sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen oder ihre sexuelle Identität anzweifeln, seien von Gott geliebt und könnten ein „reiches, fruchtbringendes Leben führen durch Jesus Christus“. Das Evangelium gelte auch für diese Menschen. Unmoralische sexuelle Fantasien, sowohl hetero- als auch homosexuell, berechtigten aber nicht zu unmoralischen Handlungen.
„Es ist sündhaft, Homosexualität gutzuheißen“
Die Erklärung geht noch einen Schritt weiter: „Wir bekräftigen, dass es sündhaft ist, Homosexualität oder Transgenderismus gutzuheißen, und dass ein solches Gutheißen ein bedeutendes Abrücken von christlichem Zeugnis und Treue bedeutet“, heißt es in Artikel zehn. „Wir lehnen es ab, dass das Gutheißen von Homosexualität oder Transgenderismus eine Angelegenheit moralischer Meinungsverschiedenheit ist, über die ansonsten treue Christen unterschiedlicher Meinung sein können.“
In dem Papier wird bekräftigt, die Gnade Gottes sei stark genug, jede Form von Sünde zu vergeben. Die Gnade und Kraft Gottes befähige Nachfolger von Jesus Christus, Sünde abzulegen.
Zu den ersten Unterzeichnern der Erklärung gehören unter anderem:
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John MacArthur, Pastor und Autor, bekannt durch die nach ihm benannte Studienbibel
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John Piper, Pastor und Autor zahlreicher Bücher
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Rosaria Butterfield, eine Sprachprefessorin, die nach eigenen Angaben von einer postmodernen Lesbe zu einer Christin, Ehefrau und Mutter wurde
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James Dobson und Tony Perkins, Leiter konservativer Familienverbände
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Karen Swallow Prior, Englisch-Dozentin an der christlichen Liberty-Universität und Journalistin beim Magazin The Atlantic
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Russell D. Moore, Präsident der Komission für Ethik und Religionsfreiheit der Südlichen Baptisten, der größten protestantischen Denomination der USA. Auch Albert Mohler, Präsident des Theologischen Seminars der Südlichen Baptisten, hat unterzeichnet.
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David French, Publizist und einer der lautesten republikanischen Kritiker von US-Präsident Donald Trump
Kritiker bemängeln „Lieblosigkeit“
Die liberale lutheranische Pastorin Nadia Bolz-Weber, in Deutschland bekannt durch einen Auftritt beim diesjährigen Evangelischen Kirchentag, kritisierte: Die Erklärung sei ein „perfektes Beispiel, wie die Herzen und Leben echter Menschen ignoriert würden, um an einer Lehre festzuhalten“. Sie veröffentlichte zudem eine Gegen-Erklärung zur Stellungnahme der Leiter.
Das linksgerichtete Online-Magazin Huffington Post zitiert außerdem Brandan Robertson, einen Pastor und Aktivisten für die Akzeptanz Homosexueller. Er sagte, die Nashville-Erklärung werde dazu beitragen, dass sexuelle Minderheiten in der Kirche weiterhin ausgegrenzt würden. Die Bürgermeisterin der Stadt Nashville distanzierte sich auf Twitter von der Erklärung und kritisierte, dass diese nach ihrer Stadt benannt sei.
Protestantische Kirchen in den USA wie Teile der Presbyterianer oder der Episkopalen haben sich in den vergangenen Jahren für die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen. Konservative Evangelikale wie die Südlichen Baptisten lehnen dies ab.
Theologe begrüßt Erklärung
Der Theologe Berthold Schwarz von der Freien Theologischen Hochschule in Gießen bewertete die Nashville-Erklärung positiv. „Es ist sehr zu begrüßen, dass es das Ziel das Manifestes ist, den Ortsgemeinden christlich-ethische Klarheit anzubieten in einem Zeitalter, in dem immer mehr Verwirrung über einige der grundlegendsten Fragen des Menschseins und des Zusammenlebens herrscht“, sagte er auf Anfrage von pro. Gleichwohl sei zu bedauern, „dass im Statement kaum Hinweise zu finden sind, wie Christen mit Gläubigen aus dem LGBTQ-Hintergrund in der Gemeinde pastoral und liebevoll umgehen sollten.“ (pro)
Von: mb