„Evangelikale für Harris“ machen Werbeclip mit Billy Graham – und bekommen Ärger

Ein Werbeclip stellt die Aussagen des bekannten amerikanischen Predigers Billy Graham denen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gegenüber. Trump kommt dabei aus christlicher Sicht nicht gut weg.
Von Jörn Schumacher
Billy Graham (r.) mit seinem Sohn Franklin Graham 1994 im Cleveland Stadium

In dem Werbespot der amerikanischen Organisation „Evangelicals for Harris“ ist zunächst der 2018 verstorbene evangelikale Prediger Billy Graham zu sehen. Der sagt in einer Predigt aus vergangenen Zeiten: „Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass die letzten Tage voller Gefahren sein werden. Die Menschen werden völlig egozentrisch und geldgierig werden.“ Plötzlich wird ein Clip des ehemaligen Präsidenten Donald Trump eingefügt. Vor einer Reihe amerikanischer Flaggen bei einer Wahlkampfkundgebung sagt Trump: „Mein ganzes Leben lang war ich gierig, gierig, gierig. Ich habe mir alles Geld geschnappt, das ich kriegen konnte. Ich bin so gierig.“ Dieser Kontrast zwischen Grahams Predigt und Trumps Äußerungen setzt sich in dem Clip fort.

„Sie werden stolz sein und beleidigend“, warnte Graham in einer Predigt. Daraufhin wird eine TV-Moderatorin aus dem amerikanischen Fernsehen zitiert, die feststellt: Trump nannte Frauen, die er nicht mochte „Schweine, Hunde, Schlampen und eklige Tiere“. Dann ist wieder Graham zu sehen: „unkontrolliert“ und gewaltsam“ würden die Menschen werden, darauf ist Trump in einer Rede zu sehen, wie er sagt: „Ich würde ihnen am liebsten ins Gesicht schlagen, das kann ich euch sagen.“ Auf die Warnung von Pastor Graham, die Menschen würden in Zukunft immer „rücksichtsloser und arroganter“ werden, ist Trump zu sehen, wie er mit einem Blick in den Himmel sagt: „Ich bin der Auserwählte.“ Auch die berühmt gewordenen Ausschnitte, in denen Trump dabei aufgenommen wurde, wie prahlt, was er mit Frauen anstellen könne, nur weil er Macht habe, ist zu sehen. Alle Zitate Trumps wurden auf der Webseite unter dem Video im Original verlinkt.

Während Graham zu Demut mahnte und warnte, Menschen würden mit einer „Fassade der Religion“ arbeiten, die Wahrheit aber verkennen, sagte Trump in einer Talksendung, auf die Frage, ob er jemals Gott um Vergebung gebeten habe: „Gute Frage. Ich bin nicht sicher. Ich bringe Gott da nicht hinein.“ Der Werbeclip endet mit dem Aufruf Grahams: „Haltet euch von solchen Leuten fern!“ Billy Graham starb 2018 im Alter von 99 Jahren. Sein Sohn Franklin Graham führt die Geschäfte der Billy „Graham Evangelistic Association“ (BGEA). Am 5. November 2024 stehen in den USA die Präsidentschaftswahlen an. Dann stehen der ehemalige republikanische Präsident Donald Trump sowie die Demokratin Kamala Harris zur Wahl.

Billy Grahams Sohn unterstützt Donald Trump

Die BGEA, eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Charlotte, North Carolina, die sich um das Vermächtnis des evangelikalen Predigers Billy Graham kümmert, hat eine Klage gegen den Werbeclip eingereicht. Franklin Graham ist offener Unterstützer von Donald Trump, von dem er einmal sagte: „Trump wird als einer der großen Präsidenten unserer Nation in die Geschichte eingehen, der Millionen Menschen hier in den USA und auf der ganzen Welt Frieden und Wohlstand gebracht hat.“

Die Organisation „Evangelicals for Harris“ habe mehrere Briefe von Anwälten erhalten, berichtet „Christianity Today“, darunter auch eine Unterlassungsaufforderung wegen unerlaubter politischer Verwendung urheberrechtlich geschützten Materials. In einem Brief vom 2. Oktober wird den Initiatoren des Clips mit einer Klage wegen Urheberrechtsverletzung gedroht. Die BGEA bestätigte dies und teilte mit: „Es ist vielleicht erwähnenswert, dass Billy Graham in all seinen Jahren als Geistlicher und in seinen Beziehungen zu elf US-Präsidenten nur versucht hat, sie zu ermutigen und ihnen den Rat Christi anzubieten, wie er durch Gottes Wort offenbart wird“, heißt es in der Erklärung. „Er hat Präsidenten nie öffentlich kritisiert und würde es zweifellos ablehnen, seine Predigten dazu zu verwenden, unabhängig davon, wer daran beteiligt ist.“

Im August schrieb der BGEA-Präsident Franklin Graham auf der Plattform „X“: „Die Liberalen nutzen alles, was sie können, um Kandidatin Harris zu unterstützen. Sie haben sogar eine politische Werbung entwickelt, in der sie das Bild meines Vaters @BillyGraham verwenden. Sie versuchen, die Leute in die Irre zu führen. Vielleicht wissen sie nicht, dass mein Vater die konservativen Werte und die Politik von Präsident @realDonaldTrump im Jahr 2016 schätzte, und wenn er heute noch am Leben wäre, hätten sich die Ansichten und Meinungen meines Vaters nicht geändert.“

„Trump widerspricht den Wahrheiten der Bibel“

Als Reaktion auf die angedrohte Klage veröffentlichten die „Evangelicals for Harris“ eine Erklärung, in der es heißt, Franklin Graham habe mit seiner Klage „eine Seite in Trumps Playbook aufgeschlagen und versucht, uns mit Drohungen eines langen und kostspieligen Gerichtsverfahrens zum Schweigen zu bringen“. Weiter heißt es: „Franklin hat Angst vor unseren Werbeanzeigen, weil wir den Leuten nicht sagen, was sie tun oder denken sollen. Wir halten lediglich Trumps eigene Worte an das Licht der Bibel, der Notwendigkeit der Reue und biblischer Warnungen vor Führern genau wie Trump. Franklin weiß, dass er die Worte Jesu Christi nicht verwenden kann, um Trump zu verteidigen oder zu rechtfertigen.“ Trump sei aber offensichtlich jemand, dessen Worte und Taten im Gegensatz zu der Wahrheit der Bibel stünden. „Tatsächlich ist sein Charakter eher ein Spiegelbild der Geister, die als Antichrist bezeichnet werden (1. Johannes 4:2-3, 6-21). Anhänger Jesu sollten genau studieren, mit welchen Geistern sie da mitmachen (Gal 5:16-26).“ Am Ende heißt es: „Unsere Hoffnung liegt nicht in irgendeinem Mann oder einer Frau, sondern allein in Christus.“

Die Anwälte der Gruppe erklärten, das Video enthalte weder Urheberrechtsverletzungen, noch verletze es die Rechte der BGEA. In einer Mittelung schreiben sie, dass die öffentliche Diskussion über Trumps moralische Verfehlungen ein „wesentlicher Ausdruck des ersten Verfassungszusatzes“ sei und dass die Verwendung der Predigt von Billy Graham durch das Urheberrechtsgesetz geschützt sei.

„Evangelicals for Harris“ wurde von Jim Ball gegründet, einem evangelikalen Pfarrer und ehemaligen Leiter des „Evangelical Environmental Network“ und von „Evangelicals for Biden“. Seit der Gründung im August haben sich laut Ball mehr als 300.000 Menschen für Informationen über die Kampagne angemeldet. Zu den Unterzeichnern der Gruppe gehören Jerushah Duford, Billy Grahams Enkelin, Bischof Claude Alexander von der Park Church in Charlotte, North Carolina und der Baptistenpastor Dwight McKissic.

Ball sagte, der Werbespot „Keep Clear“, der nach Grahams Ermahnung benannt ist, „sich von solchen Leuten fernzuhalten“, sei von dem Wunsch inspiriert worden, sich auf die biblische Weisheit Billy Grahams zu stützen. Er fügte hinzu: „Wir hatten noch nie eine Situation, in der eine einzelne Person die Demokratie und den Rechtsstaat so bedroht hat wie Donald Trump. (…) Wir hoffen, anderen zu zeigen, dass Liebe im Mittelpunkt unserer politischen Sichtweise stehen sollte. Sind wir nicht dazu aufgerufen, unseren Nächsten auch im öffentlichen Leben zu lieben? Wir denken zweifellos, dass Kamala Harris in dieser Hinsicht die Kandidatin ist, die jeder wählen sollte.“

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