Eurovision Song Contest wird zum Politikum

Der Eurovision Song Contest wird von Auseinandersetzungen über die Teilnahme Israels an dem Wettbewerb überlagert. Die israelische Sängerin Eden Golan muss gar um ihr Leben fürchten.
Von Norbert Schäfer
Eden Golan

Am Samstagabend findet im schwedischen Malmö das Finale des 68. Eurovision Song Contest (ESC) statt. Mit dabei ist dann auch Israels Kandidatin Eden Golan, die sich am Donnerstag für das Finale qualifiziert hat. Die Sängerin wird mit israelfeindlichem Hass und Anfeindungen konfrontiert.

Golan verlässt Medienberichten zufolge wegen Sicherheitsbedenken der Behörden nur für die Auftritte beim ESC ihr Hotel. Aufgrund des Krieges in Gaza hat die Sängerin sogar Morddrohungen erhalten. Die Künstlerin wird in Malmö von einer Wagenkolonne der Polizei zum Veranstaltungsort eskortiert.

Um die Sicherheit der israelischen ESC-Teilnehmer und der jüdischen Bevölkerung der Stadt zu gewährleisten, bereitet sich die schwedische Polizei seit Monaten auf die Veranstaltung vor. Wie der „Spiegel“ am Samstag berichtet, erhalten die schwedischen Polizei-Beamten Unterstützung durch Kollegen aus Norwegen und Dänemark, um in Malmö, einer „Hochburg für Kriminalität, Krawall und Judenhass“, die Situation unter Kontrolle zu halten.

In Malmö protestierten bereits zum Halbfinale am Donnerstag Tausende pro-palästinensischer Aktivisten – unter ihnen die Klimaaktivistin Greta Thunberg – gegen die Teilnahme Israels an dem Musikwettbewerb. Dabei kam es zu offen israelfeindlichen Aktionen. Befürworter des Ausschlusses argumentieren, dass Russland nach dem Angriff auf die Ukraine nicht am ESC habe teilnehmen dürfen. Die Demonstranten verkennen, dass Israel am 7. Oktober 2023 das Ziel eines Terroranschlages der Hamas mit Hunderten ermordeter Menschen war. Für den Finaltag sind erneut Demonstrationen gegen Israel geplant.

Einblendung im belgischen Fernsehen

Die Übertragung des Halbfinales am Donnerstag wurde in Belgien von einer Protestaktion begleitet. Der öffentlich-rechtliche TV-Sender VRT blendete am Anfang und am Ende der Übertragung einen Text ein. „Dies ist eine Gewerkschaftsaktion. Wir verurteilen die Menschenrechtsverletzungen durch den Staat Israel. Außerdem zerstört der Staat Israel die Pressefreiheit“, lautete es in der Einblendung.

Beim ESC startet Golan mit dem Titel „Hurricane“, der die emotionalen Folgen des Terrorangriffes der Hamas auf Israel im Herbst 2023 thematisiert. Ursprünglich lautete der Titel des Songs „October Rain“. Titel und Text des Liedes mussten auf Bestreben der Europäische Rundfunkunion (EBU) hin geändert werden, da diese als zu politisch erschienen.

Bei der Generalprobe am Mittwoch war Golan vom Publikum ausgebuht worden. Die Sängerin ließ sich davon jedoch nicht beirren. Der israelische Sender „Kan“ protestierte bei der EBU unter anderem wegen des Auftritts des schwedischen Sängers Erik Saade mit einem Palästinensertuch am Unterarm. Weil Saade damit den „unpolitischen Charakter der Veranstaltung gefährdet“ habe, wurde er von der EBU gerügt. Zudem untersagte die EBU der irischen ESC-Teilnehmerin Bambie Thug, die Worte „Waffenstillstand“ und „Freiheit“ als Körperbemalung beim ESC zu tragen. Die Veranstalter haben zudem angekündigt, palästinensische Flaggen und pro-palästinensischen Schilder am Austragungsort zu entfernen.

Die Liveshow aus Malmö startet am Samstag um 21 Uhr und ist im Ersten, im Livestream auf eurovision.de sowie in der ARD Mediathek zu sehen. Israel geht an Position sechs ins Finale. Deutschlands Teilnehmer Isaak startet an Position drei.

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