In einem Gespräch mit der katholischen Zeitschrift "Academia" aus Österreich unterschied die Theologin und Juristin Kugler zwischen Intoleranz gegen Christen und der Diskriminierung von Christen. Intoleranz sei ein soziales Problem, wenn etwa christliche Standpunkte in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht würden. Von Diskriminierung hingegen spreche man im rechtlichen Bereich, zum Beispiel bei einer Kündigung aufgrund des christlichen Glaubens.
Fälle letzter Art würden sich in Europa häufen, so die Juristin. Zugleich werde die bewusste Diskriminierung von Christen aber nicht in der öffentlichen Menschenrechtsdebatte thematisiert. Um dem entgegenzuwirken, habe die Initiative "Europe4Christ.net" das "Dokumentationsarchiv der Intoleranz gegen Christen" in Wien eingerichtet. Es sammle Fälle von Diskriminierung und mache sie öffentlich zugänglich. Kugler beobachte zudem eine zunehmende Aggressivität gegenüber Christen. In Deutschland zeige sich dies an den Übergriffen auf Kirchengebäude.
Ursachen antichristlicher Einstellungen
Als eine der Ursache für diese Entwicklung nannte Kugler eine Stimmungsmache in den Medien: "Ich habe den Eindruck, dass viele Medienleute und politische Entscheidungsträger oft antichristlicher eingestellt sind als die Bevölkerung." Indem sie über Christliches überwiegend negativ berichteten – von "frauenfeindlich" bis "geisteskrank" sei da die Rede – schürten sie eine illiberale Stimmung.
Als weitere Ursachen führte Kugler persönliche, historische und rechtliche Gründe an. Die Antipathie gegen Religion wachse, weil Menschen im Licht des Christentums ihr Leben hinterfragen müssten. "Vielleicht bemerken die Leute, wenn sie auf das Kreuz schauen, dass sie in ihrem eigenen Leben vor Gott einiges in Ordnung bringen müssen." Daraus erwachse eine instinktive Abwehrhaltung.
Darüber hinaus gelte das Christentum in Europa als historische Größe. Es brauche – so die allgemeine Meinung – schon daher keinen Schutz, weil es auf eine lange Tradition zurückblicken könne. So konzentriere sich der Gesetzgeber darauf, etwa die "sexuelle Orientierung" zu schützen. Dies bedeute im Umkehrschluss, dass Meinungen unterbunden würden, die dieser Linie nicht folgten. Die Auffassung mancher Christen, Homosexualität sei Sünde, werde nicht mehr als Meinungsäußerung, sondern als Diskriminierung eingestuft.
Antichristliche Lobbygruppen in der EU
Auch die ausstehenden EU-Gesetze sieht Kugler mit Sorgen. Eine zukünftige Antidiskriminierungs-Richtlinie der EU greife auch in den privaten Bereich ein, sofern damit ein wirtschaftlicher Aspekt verbunden sei. So dürfe sich ein christliches Gasthaus zukünftig seine Gäste nicht mehr aussuchen, eine Kirche dürfe bei der Vermietung ihrer Räumlichkeiten keine Gruppe mehr ausschließen.
Derartige Gesetzesvorstöße seien möglich, weil in der Brüsseler Bürokratie verschiedene Lobby-Gruppen großen Einfluss hätten. Dies gelte besonders für "Gender"-Aktivisten, feministische Gruppen und die "radikalen Humanisten". Zusammen würden sie eine Front gegen Christen aufmachen, christliche Einwände als "fundamental", "intolerant" oder gar "homophob" abschmettern. Aufgrund dieser Tendenzen sieht Kugler eine "unblutige Verfolgung" von Christen auf Europa zukommen.
Das Wiener Dokumentationsarchiv legte bereits im Dezember 2010 eine international vielbeachtete 5-Jahres-Studie zur Diskriminierung von Christen in Europa vor. Laut "Academia" ist derzeit ein ergänzender Bericht in Arbeit, der am 10. Dezember 2011, dem internationalen Tag der Menschenrechte, präsentiert werden soll. (pro)