Online-Plattformen und soziale Netzwerke sollen freiwillig gegen irreführende oder falsche Informationen vorgehen. Das hat der EU-Sicherheitskommissar, der Brite Julian King, gefordert. Wenn dies nicht geschieht, plant die Europäische Union, gesetzlich gegen Fake News vorzugehen. Die EU-Kommission will am Donnerstag Empfehlungen vorlegen, wie Fake News im Internet besser identifiziert und bekämpft werden können.
EU-Sicherheitskommissar King sagte der Tageszeitung „Die Welt“: „Wir stehen einer neuen Art von Krieg gegenüber, wo es keine Spielregeln gibt. Wir können uns nicht länger damit zufrieden geben, den Fakten zu vertrauen, die uns per Telefon, Tablets oder Computern erreichen.“ Desinformationen heute könnten sich wegen neuer digitaler Werkzeuge in nie da gewesener Geschwindigkeit ausbreiten.
Gesponserte Inhalte nachweisen
Es gehe darum, die Transparenz und Rechenschaftspflicht im Online-Bereich deutlich zu stärken. Internetplattformen und die Werbeindustrie müssten stärker als bisher untersuchen, wer hinter veröffentlichten Inhalten auf der jeweiligen Online-Plattform stehe. Auch gesponserte Inhalte müssten klar ausgewiesen werden, genauso wie der Sachverhalt, „wie Algorithmen die angezeigten Nachrichten auswählen“.
Wenn Seiten Desinformationen verbreiteten, müsste deren Werbung dort umgehend gestoppt werden. Außerdem soll die Vertrauenswürdigkeit bestimmter Seiten durch die Betreiber der Online-Plattformen bewertet und den Nutzern der Zugang zu zuverlässigen Seiten erleichtert werden. „Wir brauchen darum Systeme zur Überprüfung, Identifizierung und Echtheitsprüfung, um online mehr Vertrauen zu schaffen“, fordert King gegenüber der Welt.
83 Prozent sehen Fake News als Gefahr für die Demokratie
Die Süddeutsche Zeitung verweist auf einen ersten Entwurf der gesetzlichen Regelungen, der ihr vorliege. Es gehe darum, Desinformation besser zu analysieren und beobachten zu können. Demnach solle ein europaweites Netz von „Factcheckern“ entstehen, um einen Standard zu entwickeln und Erfahrungen zu teilen. Der Plan sei es, Vertreter von Plattformen, Werbung, Politik und Wissenschaft an einen Tisch zu bringen, um bis Juli einen „Praxiskodex“ zu entwickeln. Ebenfalls geplant ist demnach eine europäische Woche der Medienkompetenz.
Die Welt verweist auf eine Studie der Europäischen Union vom März dieses Jahres. 37 Prozent der Befragten sagten, dass sie glaubten, fast täglich mit Fake News konfrontiert zu werden. 83 Prozent der Befragten gaben an, dass bewusste Falschinformationen eine Gefahr für die Demokratie darstellen.
Von: Johannes Weil