Esoterik-Geschäfte von Ex-TV-Pfarrer Fliege in der Kritik

Durch die Sendung "Fliege" in der ARD wurde Jürgen Fliege zum bekanntesten Fernsehpfarrer Deutschlands. Nun wird dem 64-Jährigen von einer Sektenexpertin vorgeworfen, Geschäfte mit pseudoreligiösen Produkten zu machen. Das sei mit dem Pastorenamt nicht länger vereinbar, kommt auch die Kritik vonseiten der evangelischen Kirche.
Von PRO

Am heutigen Dienstag stellt Autorin Ursula Caberta ihr Buch "Schwarzbuch Esoterik" in Hamburg vor. Darin kritisiert die langjährige Leiterin der Hamburger Arbeitsgruppe Scientology den Ex-TV-Pfarrer. "Er scheint seine Prominenz zu nutzen, um Esoterik-Scharlatane hoffähig zu machen, ihnen einen Anstrich von Seriosität zu geben", beschuldigt sie Fliege gegenüber dem "Hamburger Abendblatt". Auf seiner Homepage verkauft der TV-Pfarrer die "Fliege Essenz", ein sogenanntes "Bioregulat" aus fermentierten Früchten, Nüssen und Gemüse. Er verspricht "Trost, Hoffnung und Liebe".  Er habe über sie gebetet wie über Weihwasser und seine Hände aufgelegt, um Trost und Kraft in die Essenz zu geben, so die Beschreibung auf seiner Internetplattform. Ein Fläschchen mit 95 ml des "Weihwassers" kostet 39,95 Euro plus 5,95 Euro Versand. "Mit Esoterik lässt sich sehr viel Geld machen", kommentiert Caberta das Angebot laut "Bild am Sonntag".

Als Reaktion auf den Bericht in der "Bild am Sonntag" werden inzwischen auch kirchliche Stimmen laut. Pastor Ulrich Rüß, Vorsitzender der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den Landeskirchen Deutschlands (KBG), machte am Montag in einer Pressemitteilung deutlich, wer sich der Esoterik verschreibe, könne nicht evangelischer Pastor sein. Weiter heißt es, man müsse "die Christen vor Neuheidentum und quasireligiösen Scharlatanen warnen".

In diesem Jahr soll der inzwischen dritte "Wörishofener Herbst" stattfinden, ein fünftägiger Kongress unter der Leitung von Jürgen Fliege. Neben Ärzten, Geistheilern oder Musikern wird im aktuellen Programm auch der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider angekündigt. Schneider selbst dementierte jedoch seine Teilnahme am "spirituellen Woodstock", wie Fliege seine Veranstaltung nennt. Es habe wohl eine Einladung gegeben, diese habe Präses Schneider allerdings nicht angenommen, so Rüß.

Wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtet, wehrte sich der 64-jährige Fliege am Mittwoch gegen die Esoterik-Vorwürfe Cabertas. "Dass Frau Caberta mit Hilfe des Hamburger Senats, also mit Steuergeldern, Menschen wegen ihres Glaubens diffamiert, tut mir am meisten weh", sagte Fliege der dpa. "Mit ihren Argumenten gegen den Glaube, dass Worte verändern können, könnte Frau Caberta auch die ganze christliche Religion angehen. Wir Christen glauben ja schließlich, dass beim Abendmahl Wein zum Blut Christi und eine Oblate zum Leib Christi werden kann."

Zur Kritik an der "Fliege-Essenz" sagte der Geistliche: "Ich verstehe nicht, wie jemand ein Produkt, das jemand anderes mit seiner Weltanschauung begründet und verkauft, so abwerten kann." (pro)

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