Der 69. „Eurovision Song Contest“ (ESC) wird vom 13. bis zum 17. Mai 2025 in Basel stattfinden. Denn der Schweizer Sänger Nemo hatte mit seinem Lied „The Code“ den Eurovision Song Contest 2024 in Malmö gewonnen. Nach 1956 in Lugano und 1989 in Lausanne ist es das dritte Mal, dass der ESC in der Schweiz durchgeführt wird.
Für Israel wird die 24-jährige Yuval Raphael antreten, die als Kind drei Jahre mit ihrer Familie in Genf lebte. Heute wohnt sie in Ra’anana, nahe Tel Aviv.
Am 7. Oktober 2023 besuchte Raphael das „Nova“-Musikfestival in Israel, das Kämpfer der Hamas bei ihrem Überfall auf Israel ebenfalls attackierten. Sie überlebte das Massaker in einem offenen Raketenbunker, in dem etwa 50 Personen Schutz vor den Raketen gesucht hatten. Bei dem Musikfestival wurden 364 Menschen von den Terroristen getötet. Raphael stellte sich unter Leichen liegend sieben bis acht Stunden lang tot und überlebte dort mit zehn anderen. Wie sie berichtete, schossen die Hamas-Terroristen von oben in den Bunker, die meisten Menschen um Raphael herum waren tot, viele bluteten. Zur Aufarbeitung des Erlebten nahm sie mit anderen Überlebenden an Therapiesitzungen teil. Raphael sprach unter anderem im April 2024 vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf.
Die junge Frau sagt, sie sei entschlossen, wieder ein normales Leben zu führen und auch wieder auf Musikfestivals zu gehen. „Ich habe diesen Horror nicht überlebt, um nicht mehr zu leben“, sagte sie in einem Vortrag.
Raphael gewann Ende Januar das Finale der israelischen Fernsehshow „The Next Star“ mit einer Interpretation des Liedes „Dancing Queen“ von Abba. Als Raphael im Finale sang, stellte sie sich vor, mit Toten zu tanzen, sagte sie in einem Interview mit der israelischen Tageszeitung „Yedioth Ahronoth“. Sie fügte hinzu: „Jedes Lied, das ich auswähle, steht im Kontext mit einer Botschaft, die ich herüberbringen möchte.“
Sollte die junge Sängerin mit Israelhass oder sogar Aggressionen gegen ihre Person konfrontiert werden, wisse sie sich zu schützen, so Raphael. „Meine Seele weiß, wie man Grenzen setzt. Ich kann es mir nicht leisten, auf der Bühne zusammenzubrechen. Ich gebe diesen Gefühlen ihren Raum, aber nur zu meinen Bedingungen.“
Sie wolle bewusst ihre Geschichte auf der Bühne erzählen, sagte sie gegenüber der Zeitung „The Times Of Israel“. „Ich möchte ihnen die Geschichte des Landes erzählen, was ich durchgemacht habe, was andere durchgemacht haben.“ Die Sängerin fügte hinzu, dass „mit hundertprozentiger Sicherheit“ Buh-Rufe aus dem Publikum kommen würden. Sie versicherte: Nach diesen Stunden im Bunker mache ihr nichts und niemand mehr Angst.
Song enthält Verse aus dem Hohenlied
Als im vergangenen Jahr die Sängerin Eden Golan für Israel auftrat, zeigte das Publikum mitnichten Solidarität mit ihr und ihren Landsleuten wegen des verheerenden Anschlags im Süden Israels – vielmehr gab es aus Teilen des Publikums in Malmö Buh-Rufe. Auch auf den Straßen der schwedischen Stadt sowie im Internet gab es zahlreiche Anfeindungen gegen die israelische Sängerin. Golan kam am Ende auf den fünften Platz.
Die Teilnehmer des „Eurovision Song Contest“ 2025 präsentieren ihre Lieder zu unterschiedlichen Zeitpunkten, abhängig von den internen Auswahlverfahren der jeweiligen Länder. Einige Länder haben ihre Beiträge bereits veröffentlicht, während andere ihre Songs in den kommenden Wochen vorstellen werden.
Der Beitrag Israels wird am 9. März 2025 im öffentlich-rechtlichem Rundfunk Israels präsentiert. Schon jetzt steht fest: Er wurde von der israelischen Sängerin, Pianistin und Komponistin Keren Peles geschrieben. Zusammen mit Avi Ohayon und Stav Beger schrieb sie bereits den israelischen Beitrag für Malmö im vorigen Jahr, „Hurricane“. Wie „Yedioth Ahronoth“ berichtet, enthält das Lied für den diesjährigen Wettbewerb Verse aus der Bibel, genauer gesagt, aus dem Hohelied Salomos. Das Lied wurde einstimmig von einer Jury ausgewählt.
Israel hat 1973 zum ersten Mal beim ESC teilgenommen. Viermal gewann das Land den Wettbewerb, zuletzt 1998 mit Dana International und 2018 mit Netta.