Online-Spieler kennen das: Man lernt jemanden in einem Spiel kennen, freundet sich mit ihm an und irgendwann taucht sein Avatar nicht mehr auf. Er ist in der virtuellen Welt „gestorben“. Um den „Hinterbliebenen“ einen Ort zum Trauern zu geben, hat der norwegische Web-Browser-Anbieter Opera GX den ersten digitalen Friedhof eröffnet. Dieser ist laut dem Unternehmen, Teil von Mark Zuckerbergs Metaversum.
Auf dem „Gamer Graveyard“ können Spieler die Charaktere ihrer Freunde „begraben“, wenn diese nicht mehr in das Spiel zurückkommen. Sei es aufgrund eines Jobs, familiärer Pflichten oder anderer Prioritätensetzung. Miciej Kocemba, Leiter von Opera GX, sagt dazu: „Wenn man im Metaversum stirbt, lebt man zum Glück in der Realität weiter. Aber die Leute vermissen dich trotzdem. Der Online-Friedhof ist ein subtiles Werkzeug, mit dem man Freunden, die auf Discord (einer Kommunikationsplattform; Anm. d. Red.) oder in einem Spiel verschwunden sind, mitteilen kann, dass sie vermisst werden.“
Friedhof ohne Platzbegrenzung
Optisch ist der Friedhof zweidimensional aufgebaut. Der pixelige 8-Bit-Stil gibt dem Ganzen das Aussehen eines Retro-Spiels der 80er Jahre. Die passende Trauermusik verstärkt den Eindruck eines alten Game-Boy-Spiels. Auch Nicht-Spieler können den Friedhof betreten. Man braucht nur einen Internetzugang. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Es besteht die Möglichkeit für den „Verstorbenen“ einen eigenen Grabstein zu gestalten. Dazu drückt man auf die Schaltfläche „Bury a friend“ (Begrabe einen Freund). Anschließend gibt man einfach den Namen des Avatars, das Datum, wann er zuletzt online war und eine Grabinschrift ein und drückt auf „Bury“ (Beerdigen). Der Grabstein wird sofort auf dem Friedhof platziert und man kann die „Beerdigung“ auf Social Media teilen.
Danach besteht die Möglichkeit, beim Anschauen des Grabsteins dem „Toten“ seinen Respekt zu zollen. Dies geschieht, ganz nach Gamer-Manier, durch das Drücken der Taste F. „Die virtuelle Identität ist ein Teil des Metaversums: Sie ist eine Erweiterung deines physischen Lebens. Wenn dein Spielleben leidet, braucht es einen Ort, an dem es begraben werden kann“, fügt Kocemba hinzu. Vorteilhaft am „Gamer Graveyard“ ist, dass er unbegrenzt Platz hat. Auch fallen keine Gebühren für den Grabstein, die Bestattung und die Instandhaltung an.
Von: Marc-Lukas Seidlitz