Er war maßgeblich am Aufbau des Evangeliums-Rundfunks (heute ERF Medien) beteiligt, er gründete die evangelische Nachrichtenagentur idea und die Konferenz evangelikaler Publizisten (heute Christliche Medieninitiative pro): der Theologe Horst Marquardt, der Anfang November verstorben ist. Heute gedenkt pro zusammen mit dem ERF und idea eines Mannes, der die evangelikale Publizistik entscheidend geprägt hat. Langjährige Weggefährten erinnern sich im Video daran, welche Rolle Horst Marquardt in ihrem Leben gespielt hat.
Der christliche Medienpionier
Er war Theologe, er war Pastor und Publizist. Als Pionier christlicher Medienarbeit wurde er zu einem der führenden Köpfe in der evangelikalen Publizistik in Deutschland. 33 Jahre lang stand Horst Marquardt an der Spitze des Evangeliums-Rundfunks (heute ERF Medien) in Wetzlar. Am 2. November ist er im Alter von 91 Jahren in Minden gestorben. | Ein Nachruf von Christoph Irion
Wer Horst Marquardt in den letzten Jahren seines Lebens erlebte, spürte noch immer seine Macher-Qualitäten. Seinen Willen, zu gestalten. Sein großes Interesse für die Chancen der jungen Generation und für die neue, digitale Medienwelt. Wenige Tage vor seinem Tod schickte er eine E-Mail. Lapidar teilte er mit, ihm gehe es derzeit „nicht so besonders“. Aber er könne „Gott sei Dank noch alles mitverfolgen“. Marquardt genoss die Möglichkeit, per digitaler Videokonferenz an der nächsten Vorstandssitzung der Christlichen Medieninitiative pro teilnehmen zu können: „Darauf freue ich mich heute schon“, schrieb er – doch dazu kam es nicht mehr.
Drei Tage vorher, am Vormittag des 2. November, feierte er, schon sehr geschwächt, aber noch bei vollem Verstand, in seinem Bett ein letztes Abendmahl. Gegen 16 Uhr wurde sein Atem flacher – zwei nahe Angehörige waren bei ihm, als er sein Leben aushauchte.
Wer war Horst Marquardt? Ein rastloser Medienmanager in christlicher Mission? Er begründete drei Medienhäuser und weitere Werke in Wetzlar (ERF Medien, idea, den Kongress christlicher Führungskräfte und die Christliche Medieninitiative pro). Heute arbeiten dort insgesamt 255 Festangestellte.
Weggefährten aus den Gründerjahren beschrieben ihn als kernigen Konservativen, als strengen, auch autoritären Chef. Mitarbeiter schätzten aber auch seinen würdevollen Stil. Marquardt hatte einen scharfen, analytischen Verstand. Zugleich war er ein demütiger Beter – wichtige Fragen prüfte er in der Stille vor Gott. Er war immer ein Freund klarer Worte, stets bezog er als Christ Position. Und er hatte ein Herz für Israel.
Wichtig war ihm, die Gute Nachricht von Jesus Christus verständlich, anschaulich und schnörkellos über Medien zu verbreiten: Weit über tausend Marquardt-Andachten sendete „sein“ Evangeliumsrundfunk. Als Sprecher beim Wort zum Sonntag (ARD) wurde er einem Millionenpublikum bekannt. Wer in den letzten Lebensjahrzehnten mit ihm zusammenarbeitete, erlebte Marquardt auch als toleranten Zuhörer, als klugen und weisen Ratgeber.
Als Manager war er ein Macher alter Schule – aber hinsichtlich gesellschaftlicher und medialer Trends nie altmodisch. Bis zum Schluss lebte er am Puls der Zeit. Als Marquardt 2019 seinen 90. Geburtstag feierte, betrieb er als wohl ältester Blogger Deutschlands seine Internetplattform „Marquardts Bilanz“. Gegenüber pro erklärte er damals, nach wie vor treibe ihn die Erfahrung an, „dass ein Leben mit Christus reich macht und dass es wert ist, dies anderen zu sagen“. Noch am Tage seines Todes erschien sein letzter Blogbeitrag mit dem Titel: „Ehrlich währt am längsten.“
Marquardt war mehr als 60 Jahre mit seiner Frau Irene verheiratet, die 2017 verstarb. Das Paar hatte vier Kinder, zehn Enkel und drei Urenkel. Am Grab seiner Frau in Minden blickte Marquardt trotz seiner Trauer dennoch mit Dankbarkeit auf das gemeinsame, erfüllte Leben zurück. Sein Leben, sagte Marquardt, habe stets unter dem Bibelwort gestanden: „Euch geschehe nach eurem Glauben“ (Matthäus 9,29).
Horst Marquardt wurde 1929 in Berlin geboren. Er wurde christlich erzogen und ging in Berlin und Breslau zur Schule. Im Zweiten Weltkrieg meldete er sich als 15-Jähriger freiwillig zum Volkssturm. Noch vor Kriegsende hatte Marquardt seine Meinung dazu komplett geändert. 1945, in der Sowjetischen Besatzungszone, schloss er sich der Kommunistischen Partei an. In Potsdam arbeitete er als Rundfunkredakteur. Einer seiner Beiträge kam nicht durch die Partei-Zensur – und Marquardt erlebte einen völligen Sinneswandel: Er erkannte Jesus Christus als den, der Frieden und Gerechtigkeit schenkt, flüchtete in den Westen. Am Seminar der Methodisten in Frankfurt studierte Marquardt Theologie. 1956 wurde er Pastor in Berlin, danach in Wien. Der neu gegründete „Evangeliums-Rundfunk“ in Wetzlar (heute ERF Medien) stellte den jungen Theologen mit Medienerfahrung 1960 als Programmdirektor ein. Marquardt war maßgeblich am Aufbau des Senders beteiligt, den er bis 1993 als Direktor leitete. Bis 1998 war er als Internationaler Direktor bei „Trans World Radio“ (TWR) verantwortlich für die Gebiete der Ex-Sowjetunion, des Mittleren Ostens und Afrikas. Marquardt gilt als Initiator für die Gründung der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (1970), deren Vorstandschef er bis 2017 war. 1975 gehörte er zu den Gründern und zum ersten Vorsitzenden-Kollegium der „Konferenz evangelikaler Publizisten“, heute Christliche Medieninitiative pro.