Elon Musk twittert blasphemisch-religiös

Der reichste Mann der Erde, Elon Musk, macht weiter Schlagzeilen wegen seines Kaufs des Kurznachrichtendienstes Twitter. Nun wirbt er kräftig dafür. Sogar mit religiösen Bezügen.
Von Jörn Schumacher
Elon Musk, Gründer von Tesla und diverser anderer Firmen, wird verehrt. Jetzt auch in einer Kirche.

Für viele seiner Fans ist er ohnehin der Tech-Messias, der Retter der Zukunftstechnologien: Elon Musk. Er sorgte mit seinem Unternehmen Tesla für eine Revolution auf dem Automarkt und für etwas Ähnliches in der Raumfahrt mit „SpaceX“. Sein Geschäftsgebaren gilt als extravagant und riskant. Zu seinen vielen Unternehmen gehören „The Boring Company“ (übersetzbar mit „das bohrende – oder auch – das langweilige Unternehmen“), eine Tunnelbau-Firma.

Als Witz, aber auch als kräftige Einnahmequelle verkaufte Musk 2018 eine limitierte Auflage von Flammenwerfern für je 500 Dollar sowie anschließend Feuerlöscher. Über die Internetseite seiner Boring Company vertreibt der Milliardär nun auch ein eigenes Parfüm: Es heißt „Burnt Hair“ und soll nach verbrannten Haaren riechen. Da war es noch das harmloseste, dass Musk in einer Sendung zu einem Joint griff und kräftig daran zog.

Analysten rieben sich die Augen, als Musk im April allen Ernstes den Kurznachrichtendienst Twitter für sage und schreibe 44 Milliarden Dollar kaufen wollte. Kurz nach der Ankündigung zog Musk das Angebot wieder zurück, er wolle doch nicht kaufen, hieß es. Schließlich sollte sich ein Gericht um die Frage kümmern, ob die Kaufabsicht bereits bindend war oder nicht; Musk lenkte von sich aus ein und bezahlte das Geld. Nun ist er bemüht, das Image des angeschlagenen Unternehmens aufzubessern, wo er nur kann.

Denn als klar war, dass Elon Musk, selbst fleißiger und vor allem polternder Twitter-Nutzer, den Dienst übernimmt, liefen scharenweise Nutzer weg, auch prominente. Er wolle Twitter wieder zu einem sauberen und gerechteren Ort machen, wo Meinungsfreiheit auch bedeutet, provokante Thesen verbreiten zu können, verkündete er. Den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump etwa, dessen Konto im Januar 2021 wegen Hetze gesperrt worden war, holte der neue Twitter-Chef Musk am vergangenen Wochenende wieder an Bord. (Randnotiz: Der Ex-Präsident weigert sich nun jedoch, Twitter wieder zu nutzen.)

Musk vermerkt nun über Twitter in regelmäßigen Abständen, dass der Dienst mehr denn je genutzt werde und die Server geradezu rauchten. Viele Nutzer, besonders aus Deutschland, sind allerdings bereits zur Twitter-Alternative Mastodon gewechselt, einem Open Source-Dienst eines deutschen Programmierers. Doch gerade in Amerika bleiben viele Nutzer Twitter treu. Das kommentiert Musk derzeit mit mehreren bitterbösen Bildern. Der Nachrichtensender CBS etwa hänge weiter an Twitter, und Musk postete ein abgeändertes Bild aus dem Film „Brokeback Mountain“: CBS News drückt sich auf dem Foto liebevoll an Elon Musk.

Mönch in Versuchung – und Bibelvers

Ein provokanteres Bild twitterte Musk am Montag, das erwartungsgemäß viele Reaktionen auslöste. Es zeigt einen Mönch, der neben einer nackten Frau steht, die sich ihm sexuell anbietet. Der Mönch, der mit der Aufschrift „Donald Trump“ versehen wurde, hat die Augen geschlossen und betet. „Und führe uns nicht in Versuchung …”, schrieb Musk zu dem Bild. Der Tweet sollte wohl ausdrücken, dass Donald Trump derzeit sehr mit sich kämpfen muss, um nicht wieder zu Twitter zurückzukehren. Rund 70.000 Mal wurde das Bild retweetet, es erhielt 770.00 Likes.

Später fragte der bekannte amerikanische Atheist Sam Harris den neuen Twitter-Besitzer über Twitter (offenbar ironisch), ob es nicht nun auch Zeit sei, de umstrittenen rechtskonservativen Radiomoderatoren Alex Jones wieder den Zutritt zu Twitter zu erlauben. Jones, der als rechtsradikaler Verschwörungstheoretiker gilt, hatte vor Jahren Lügen über das Sandy-Hook-Schulmassaker im Dezember 2012 verbreitet. Damals hatte der Täter 20 Kinder und sechs Erwachsene erschossen, bevor er sich das Leben nahm. Jones behauptete in seiner Radiosendung wiederholt, die Attacke habe gar nicht stattgefunden, die sei vielmehr vorgetäuscht worden, um eine Verschärfung des Waffenrechts durchzusetzen. Ein Geschworenengericht in Texas hatte Jones im August dieses Jahres deswegen zu umgerechnet 44,3 Millionen Euro verurteilt.

Auch hier reagierte Musk mit einem religiösen Bezug: Er antwortete Harris, der neben Richard Dawkins, Daniel Dennett und dem 2011 verstorbenen Christopher Hitchens zu den bekanntesten Vertretern des „Neuen Atheismus“ gilt, mit einem Bibelvers: „Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solchen gehört das Himmelreich“. Das Zitat stammt aus der Bergpredigt Jesu.

Der Pastor und christliche Buchautor Steve Cioccolanti antwortete auf Musks Bibel-Tweet: „Ich bin Bibel-Lehrer. Elon zitiert hier Matthäus 19,14, Markus 10,14 oder Lukas 18,16. Ich weiß nicht warum. Möglicherweise hat er etwas falsch verstanden: Musk sieht in Jones ein Kind, Twitter als das Königreich, und sich selbst als Erlöser. Ziemlich hochgegriffen. Elon fühlt sich heute offenbar religiös.“ Eine geistesgegenwärtige Nutzerin namens Trudy schrieb als Antwort auf Musks Tweet:

„Lies die Bibelstelle noch ein wenig weiter … ‚Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen. Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.’“ Eine andere Nutzerin twitterte lediglich ein Bild von Jesus, der sagt: „Hört bitte damit auf.“

Später fügte er an: „Mein erstgeborenes Kind starb in meinen Armen. Ich fühlte seinen letzten Herzschlag. Ich habe keine Gnade für jemanden, der den Tod von Kindern zu seinem Vorteil, für Politik oder Ruhm ausnutzt.“

Über den Glauben des Multimilliardärs ist eher wenig bekannt. Er sei als Kind in seiner Heimat Südafrika in die anglikanische Sonntagsschule gegangen, sagte er in einem Interview. In dem satirischen christlichen Podcast „The Babylon Bee“ sagte er auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob er Jesus Christus als persönlichen Retter annehmen wolle nach einer langen Pause: „Ich stimme mit den Prinzipien von Jesus überein. (…) Wenn Jesus Menschen rettet, stehe ich nicht im Weg. Wenn es stimmt, würde ich auch gerettet sein wollen, warum nicht?“ Auf die Frage, ob er spontan getauft werden wolle, antwortete Musk: „Ich wurde schon mal getauft. Als Baby in der Anglikanischen Kirche.“

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4 Antworten

  1. Über die Internetseite seiner Boring Company vertreibt der Milliardär nun auch ein eigenes Parfüm: Es heißt „Burnt Hair“ und soll nach verbrannten Haaren riechen. Passend wäre auch: „Burnt earth“ -verbrannte Erde.
    Ich hab nur ein Adjektiv für sowas: BEKLOPPT!

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  2. Im Interview mit BabylonBee sagte er, aber auch (hier in Punkten ausgelassen) dass er an den Gott von Spinoza glaubt.
    Die Bibel lehrt uns in Römer 1, dass jeder Mensch weiß, dass es Gott gibt. Aber sie sich eigene Bilder von Gott machen, zB von Spinoza. Damit ist Musk um ein altes Wort zu benützen ein Götzendiener, wenn er seine Einstellung (siehe oben, Selbsterhöhung durch Bibelvers) nicht geändert hat.

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    1. Elon Musk ist also wie Baruch Spinoza ein „Götzendiener“, wenn ich Sie richtig verstehe.
      Darf ich Sie fragen, wie viel sie von Spinoza gelesen haben?
      Meinen Sie nicht, dass es sinnvoll wäre, wenn sich Urteile einem breiten Wissen verdankten?

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      1. Die Wikipedia-Seiten zu Baruch de Spinoza lesen reicht um zu erkennen, was für kranke Gedanken im Hirn dieses Frühverstorbenen sich breit machten. Nun weiß ich auch, wer der „Vater der modernen Bibelkritik“ ist. Beschäftigt man sich nur lange genug mit ihm, wird vollkommen klar, dass man danach der Bibel nicht mehr glauben kann. Ich bedaure diese Menschen. Warum leicht, wenn es auch schwer bzw. unmöglich geht? Der Glaube an Jesus Christus und an Gott, den Vater und den Heiligen Geist, ist leicht. Eins erschließt sich dem Anderen, wenn man Gott vertraut. Nur die kranken Hirne machen ihn schwer.

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