An Karfreitag gedenken Christen weltweit an das Leiden und Sterben Jesu. In Deutschland wurde Karfreitag von den meisten Bundesländern als sogenannter stiller Feiertag geregelt: Da an den „stillen Tagen“ neben Sportveranstaltungen in vielen Bundesländern auch öffentliche Tanzveranstaltungen verboten sind, spricht man geläufig vom „Tanzverbot“
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bredford-Strohm, hat die Wichtigkeit dieses stillen Feiertages betont: „Ein stiller Freitag lehrt uns, gegenüber dem Leiden der Menschen in der Welt nicht abzustumpfen“, teilte er am Mittwoch mit. Vielmehr sei es eine Gelegenheit, dem Horror von Sterben und Gewalt auf dieser Erde ins Gesicht zu schauen. Der Karfreitag sei ein „besonderer Ort“, um das Leid von Menschen, die in Armut leben und von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sind, zu sehen.
Die Versuchung sei groß, einfach über das Leiden durch billigen Optimismus hinwegzugehen. Diese Aussage untermauert Bredford-Strohm mit einem Zitat Martin Luthers aus dessen Heidelberger Disputation 1518: „Der Theologe des Kreuzes nennt die Dinge, wie sie wirklich sind.“ Manchmal sei es schwer, Leiden selbst auszuhalten oder mitzutragen – ob im persönlichen Lebensumfeld oder in anderen Ländern der Welt. „Deswegen ist der Karfreitag als stiller Feiertag für unser ganzes Land so wichtig“, so der EKD-CHef. „Daran können auch Provokationen, die diesen Tag zum Partytag machen wollen, nichts ändern.“
Linke: Relikt aus dem letzten Jahrhundert
Ganz anders sieht das die Partei der Linken. In einer Pressemitteilung erklärte die Partei, stille Feiertage seien ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert. Dazu zählt Ralf Michalowsky, Kandidat der NRW-Linken zur bevorstehenden NRW-Landtagswahl, auch das Tanzverbot an Karfreitag. Dieses Verbot „gehört endgültig abgeschafft“.
Michalowsky kritisiert: „Obwohl sich immer mehr Menschen bewusst der mittelalterlich anmutenden Ideologie von Kirchen und Religionsgemeinschaften entziehen, ist deren Einfluss noch immer ungebrochen.“
Weitere Einschränkungen wie das Verbot von Wohnungsumzügen, Schachturnieren, Filmvorführungen und gewerblichen Ausstellungen am Karfreitag sollten ebenso abgeschafft werden, fordert Michalowsky. Der Linke-Politiker kündigt an, sich in Nordrhein-Westfahlen für eine radikale Änderung der Feiertagsgesetzgebung einzusetzen.
Laut einer aktuellen Umfrage gibt eine knappe Mehrheit der Deutschen im Streit um stille Feiertage der Kirche recht – und spricht sich dafür aus, das Tanzverbot beizubehalten.(pro)
Von: csc