Ein neuer Grundlagentext der Evangelischen Kirche soll erklären, was die Reformation für Christen bedeutet. Eine der zentralen Botschaften des Büchleins lautet: Der Glaube ist ein Geschenk.
Von PRO
Foto: Ferdinand Pauwels
Was hat Luther Christen heute zu sagen? Darauf will die EKD mit einer Grundlagenschrift antworten
Der Glaube funktioniere nicht nach dem Prinzip des Nehmens und Gebens – stattdessen wende sich Gott dem Menschen ohne Vorbedingungen zu, erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Mittwoch in Berlin. „Das ist die Provokation reformatorischer Theologie“, führte er bei der Vorstellung des Büchleins „Rechtfertigung und Freiheit – 500 Jahre Reformation 2017“ aus.
„Glaube ist ein Geschenk“, pflichtete Christoph Markschies bei, der die mit der Grundlagenschrift betraute ad-hoc-Kommission leitet. „Das ist genau die Pointe, dass der Mensch sich nicht bemühen muss“, sagte er. Mit der Liebe zu Gott sei es wie mit der Liebe zu einem Partner: Der Mensch tue nichts dazu, dass er sich verliebe, er werde vielmehr in die Zuneigung „hineingeworfen“. Daraus folge eine automatische Hinwendung zu guten Werken – im Falle der Partnerschaft etwa das Mitbringen von Blumen aus reiner Zugewandtheit.
Kirche spricht zu wenig von der Sünde
Der Grundlagentext ist zunächst in einer Auflage von 5.000 Exemplaren erschienen. Die EKD will das Büchlein unter anderem auf ihrem am Donnerstag beginnenden „Zukunftsforum“ in Wuppertal verteilen. „Die Kirche wäre sicher anders, wenn jeder diesen Text durcharbeiten würde“, sagte Schneider am Mittwoch. Markschies betonte, die Schrift solle dazu beitragen, dass die Kirche sprachfähiger werde, wenn es um ihre Glaubensgrundlagen gehe. Im Optimalfall sollten Gläubige die Grundlagen der Reformation in 30 Sekunden erklären können, wünschte er sich.
Als eine der großen Herausforderungen im kirchlichen Kontext stellt der Text das Sprechen über die Sünde dar. Ein bisschen was sei dran an dem Vorwurf, die Kirche spreche zu wenig von diesem Thema, gab Schneider zu. Markschies wollte das Reformationsjubiläum 2017 als Chance verstanden wissen, Begriffe wie diesen neu zu klären. Ohne den Freispruch des Menschen von der Schuld der Sünde durch Gott komme reformatorische Theologie andererseits ebenfalls nicht aus, erklärte Markschies. (pro)
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