EKD: „Keine antiquierten Gebote zur Sexualität nachplappern“
Im März hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) entschlossen, ein Papier zur Sexualethik vorerst nicht zu veröffentlichen. Der Leiter der zuständigen Kommission, Peter Dabrock, bedauert dies. Er wünscht sich klare Worte der Kirche gegen „vermeintliche Bibeltreue“ und „Debatten von anno dazumal“.
Von PRO
Foto: Quelle: Deutscher Ethikrat/Foto: Reiner Zensen
Peter Dabrock hält „vermeintliche Bibeltreue“ für kontraproduktiv
„Aus der Fülle der biblischen Texte behalten diejenigen eine systematische Bedeutung, die den Glauben zentral zum Ausdruck bringen“, sagte Dabrock in einem Interview. „Deshalb darf man nicht irgendwelche antiquierten Gebotsnormen von vor 2.000 Jahren heute kontextlos und unkritisch nachplappern.“ Der Sozialethiker kritisiert, dass die EKD noch Nachholbedarf bei der Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe habe und erklärt: „Sexuelle Orientierung ist ein integraler Teil einer Person, die in ihrem leiblichen So-Sein Würde und Achtung verdient, letztere endet, wenn jemand andere mit seiner oder ihrer sexuellen Orientierung schadet.“
Dabrock will bei den Kirchen eine Sexualfeindlichkeit festgestellt haben: „Es würde dem Christentum insgesamt, egal ob evangelisch, katholisch oder orthodox, sicher nicht schaden, wenn in Kirche und Theologie deutlicher würde, was für eine schöne Dimension Sexualität im menschlichen Leben darstellt“, sagte er. „Ich will eine solche Einschätzung absolut nicht religiös überhöhen, aber diese grundlegend positive Einstellung, die Ambivalenzen überhaupt nicht leugnen muss, zunächst einfach so zu erwähnen, ohne gleich sofort ausgerechnet beim Thema Sexualität mit Sünde und Angst zu kommen, das wäre doch schon mal etwas.“
„Moralische Rückzugsgefechte in Debatten von anno dazumal“
„Ich halte es schon im Ansatz für verkehrt zu sagen, Sex ohne Trauschein ist per se etwas Problematisches. Das ist doch eine Debatte von anno dazumal“, erklärte der 49-Jährige, der auch stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates ist. Stattdesen solle die Kirche unprätentiös dafür werben, wie gut es sei, Sexualität in der dauerhaften Verbindung der Ehe zu leben. Eine Absage erteilte der Ethiker One-Night-Stands, Zwang, Gewalt und dem Ausnutzen von Notlagen wie bei der Prostitution – dies sei nicht mit dem Doppelgebot der Liebe zu vereinbaren.
Kritisch sieht Dabrock Christen, die der EKD vorwerfen, mit dem Zeitgeist zu gehen: „Eine Minderheit evangelischer Christen, die sich als fromm und bibeltreu bezeichnen, gewinnt ihr Profil im Wesentlichen aus dem Kontrast zum gesellschaftlichen Mainstream. Ihre vermeintliche Bibeltreue ist im Wesentlichen ein ängstliches Rückzugsgefecht, gegen die als extrem verunsichernd empfundene Pluralität der Gesellschaft ein klares und sicheres Fundament aufbieten zu können“, sagte er. „Durch das Schweigen der offiziellen Kirchenseiten wird diesem Durchwurschteln wie seinem Gegenpart, der vermeintlichen Bibeltreue, keine Kontrastfolie geboten.“
Von pro angefragte Repräsentanten der Deutschen Evangelischen Allianz wollten zu dem Thema keine Stellungnahme abgeben. (pro)
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