EKD-Delegation zu Besuch im Heiligen Land

Vor dem 125. Jubiläum der Erlöserkirche in Jerusalem hat sich eine Delegation der EKD ins Heilige Land aufgemacht. Zur Sprache kommt dabei auch die schwierige Lage der Christen.
Von PRO
EKD-Delegation zu Besuch im Heiligen Land

Eine Delegation des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unter der Leitung der Ratsvorsitzenden, Annette Kurschus, ist seit Mittwoch zu Besuch im Heiligen Land. Die Reise steht unter dem Titel „Evangelisch in Jerusalem“. Sie markiert gleichzeitig den Start der Feierlichkeiten zum 125. Jubiläum der Erlöserkirche in Jerusalem, wie die EKD mitteilte. Am 31. Oktober 1898 hatte der damalige deutsche Kaiser Wilhelm II. den Bau eingeweiht.

Zu Beginn der Reise besuchte die Gruppe die Scho‘ah-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Dort gedachte sie der Opfer des jüdischen Volkes während des Holocausts.

Kurschus schrieb mit Bezug auf den Bibelvers „Der Gottlosen Zepter wird nicht bleiben über dem Erbteil der Gerechten“ (Psalm 125,3) stellvertretend für die Delegation in das Gästebuch der Gedenkstätte: „Das unermessliche Leid erschüttert mich und das Versagen der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus beschämt mich zutiefst. Wir halten die Erinnerung wach. Wir bleiben verantwortlich. Wir treten entschieden für jüdisches Leben in Deutschland ein.“

Sorge über Lage der Christen

Am zweiten Tag ihrer Reise empfing Kurschus die Jerusalemer Ökumene im Refektorium der Propstei der Erlöserkirche. „In Jerusalem begegnen einander die Kirchen der Welt. Und teilen diesen Ort mit Juden und Muslimen“, sagte die Ratsvorsitzende in ihrer Begrüßung in Anlehnung an die Tageslosung am Vorabend des Michaelistages. Der Michaelistag dient dem Gedenken des Erzengels Michael und findet immer am 29. September statt.

Kurschus zitierte den biblischen Propheten Sacharja (8,23): „Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.“ Dazu sagte sie: „Wenn wir mit Ihnen, wenn wir gemeinsam gehen, dann teilen wir mit dem Segen und der Freude auch die Sorgen.“

Der Blick auf die Stadt Jerusalem und auf die politischen Ereignisse im Heiligen Land führe vor Augen, was der Erfüllung der Botschaft des Propheten noch entgegenstehe, sagte Kurschus weiter. „Während Sacharja den kommenden Frieden verheißt, wissen wir um den Unfrieden, um Hass und Gewalt, unter denen die Menschen leiden. Wir nehmen in Deutschland mit Sorge und mit Anteilnahme wahr, dass Christen im Heiligen Land wiederholten Schikanen ausgesetzt sind, wenn etwa christliche Gottesdienste verhindert werden oder die Zahl der Gläubigen eingeschränkt wird oder es zu Anfeindungen gegen Christen auf der Straße kommt.“

Die Delegation werde diese Themen mit diplomatischen Vertretern Deutschlands besprechen, fügte Kurschus an. „Jerusalem muss die Stadt dreier Religionen bleiben, in der der Glaube ohne Einschränkung gelebt werden und lebendig bleiben kann.“

Klage über Schikanen

In den vergangenen Monaten haben sich Berichte über Angriffe von Juden auf Christen und auf christliche Stätten gehäuft. Christen beklagten etwa, dass Ultra-Orthodoxe vor ihnen auf die Straße spucken. Im Juli verurteilte Staatspräsident Jitzchak Herzog diese Angriffe als „Schande“.
Für Unmut unter Christen sorgte zuletzt auch eine Sperre der Straße zur Verklärungskirche am Berg Tabor im August. Dort wollten 3.000 Christen das Fest der Verklärung feiern. Die israelische Feuerwehr begründete die Sperre mit dem gefährlichen Zustand der Straße. Der Weltkirchenrat erklärte jedoch, er halte das für vorgeschoben. Das Gremium rief Israel dazu auf, Religionsfreiheit für Christen zu gewährleisten.

Trotz dieser Umstände hat die Zahl der Christen in Israel zuletzt zugenommen. Im Jahr 2021 stieg sie um 2 Prozent auf 185.000, wie das Statistikamt anlässlich des Weihnachtsfestes Ende 2022 bekanntgab. Sie machen 1,9 Prozent der israelischen Bevölkerung aus.

In den palästinensisch verwalteten Gebieten beläuft sich die Zahl der Christen laut Zahlen der christlichen Weltdatenbank für das Jahr 2021 auf 43.100, ein Anteil von 0,8 Prozent. In Städten wie Bethlehem hat sich die Lage besonders seit der Übernahme der Kontrolle durch die Palästinenser im Jahr 1995 verschlechtert. Neben Repressionen von islamischer Seite sorgt ein Mangel an Wachstums- und Bildungschancen für Abwanderungstendenzen.

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