Die „New York Times“ (NYT), eine der einflussreichsten überregionalen US-amerikanischen Tageszeitungen, hat eingestanden, dass sie sich bei der Online-Berichterstattung über einen vermeintlichen israelischen Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza zunächst zu stark auf Behauptungen der Hamas gestützt hat.
In einer „Anmerkung der Redaktion“ vom Montag zur Berichterstattung über ein Krankenhaus in Gaza teilte die Zeitung ihren Lesen nun mit, dass „die ersten Versionen der Berichterstattung – und die Hervorhebung in einer Schlagzeile, in einer Meldung und in den sozialen Medien“ – sich „zu stark auf Behauptungen der Hamas gestützt“ hätten. Zudem hätten sie nicht deutlich gemacht, „dass diese Behauptungen nicht sofort überprüft werden konnten“. Der Bericht habe den Lesern einen falschen Eindruck darüber vermittelt, „was bekannt war und wie glaubwürdig der Bericht war“. Die Zeitung habe ihre Berichterstattung aktualisiert, als mehr Informationen verfügbar wurden.
„Mehr Sorgfalt“
Am 17. Oktober hatte die NYT über eine Explosion in einem Krankenhaus in Gaza berichtet. Die Berichterstattung hatte die Zeitung mit Behauptungen von Hamas-Regierungsvertretern eingeleitet. Die Hamas-Vertreter hatten demnach behauptet, dass ein israelischer Luftangriff die Ursache gewesen sei und dass Hunderte von Menschen tot oder verletzt seien.
Der Bericht war nach Bekunden der NYT veröffentlicht worden, obwohl Israel bestritt, schuld zu sein und für die Explosion einen irrtümlichen Raketenabschuss durch die palästinensische Gruppierung Islamischer Dschihad verantwortlich machte. Auch andere Militärexperten hatten erklärt, dass Hinweise darauf hindeuteten, dass die Rakete möglicherweise von palästinensischen Stellungen aus abgefeuert wurde.
Die NYT gesteht ein, dass die Redakteure bei der Darstellung „mehr Sorgfalt“ hätten walten lassen müssen. Zudem hätte den Angaben der Zeitung zufolge die Redaktion deutlicher darauf hinweisen sollen, welche Informationen überprüft werden konnten. Die Redaktionsverantwortlichen wollen nach Angaben der Zeitung die Sicherheitsvorkehrungen zur Qualitätssicherung von Eilmeldungen „einschließlich der Verwendung der größten Schlagzeilen in der digitalen Berichterstattung“, prüfen.
ARD und BBC in der Kritik
Die Berichterstattung über den Hamas-Israel-Krieg, darunter den vermeintlichen Luftangriff Israels auf ein Krankenhaus in Gaza und damit der Verbreitung von falschen Behauptungen der Hamas, hatte auch bei anderen Medien zu Unmut des Publikums geführt. In Deutschland war unter anderem die ARD-Berichterstattung von „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ moniert worden, weil die Nachrichtenredaktion ebenfalls zunächst den Behauptungen der Hamas gefolgt war, obwohl bereits Zweifel an der Darstellung aufgetaucht waren und auch keine Indizien auf einen israelischen Luftangriff hinwiesen.
In Großbritannien hatte unter anderem der Investigativ-Journalist David Collier Vorwürfe gegen die BBC, einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt des Vereinigten Königreichs, erhoben und dem Sender vorgeworfen, die „Gräueltaten der Hamas herunterzuspielen“ und „Hamas-Propagandabilder in einer Endlosschleife auszustrahlen“.
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