Jesus hat geweint, wurde gewickelt und getragen wie jedes andere kleine Kind. Gott wurde Mensch, heißt es im Johannes-Evangelium. "Damit bringt die christliche Überlieferung zum Ausdruck, dass Gott uns eine Nähe geschenkt hat, die unvergleichbar ist: Er wurde Mensch, er nahm unsere Gestalt eins zu eins an", sagte der Journalist und ehrenamtliche Bordseelsorger Edgar S. Hasse in der Sendung "Am Anfang war das Wort – Die Bibel".
Doch jene eindeutige Botschaft aus dem ersten Kapitel des Johannes-Evangeliums ist für den "Welt"-Redakteur gleichermaßen paradox. "Es ist anstößig. Wo kann man sehen, dass ein göttliches Wesen Mensch wurde, dass er kein ferner Gott, kein weltabgewandter Gott, sondern ein auch den Leidenden zugewandter Gott ist?" Dass dieser Gott gerade in den Schwachen mächtig ist, habe er selbst erfahren. Im Gespräch mit der Radiopastorin Rosemarie Wagner-Gelhaar erzählt er von einer Lebenskrise, in der ihm das Gebet sehr geholfen habe.
Trost im Gebet
"Für mein Leben ist das Schauen auf das Kreuz und die Hoffnung auf die Auferstehung Jesu etwas, was mir Kraft gibt", bekennt Hasse. Diese Erfahrung teilt er gerne mit anderen. Ehrenamtlich ist der Theologe mehrere Wochen im Jahr als Bordseelsorger auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs. Dabei offenbaren ihm die Gäste oftmals ihre Probleme, suchen Trost oder einfach nur jemanden zum Reden. "Ich bin dort lediglich in der Rolle des Zuhörenden. Aber jedes Gespräch endet mit einem Gebet – und das bindet die Lebenssituation in eine höhere Dimension ein." Die Intimität bei den Gebeten schrecke ihn nicht ab. "Da ich selber in einem Gebetsprozess für mein Leben stehe, ist das für mich Alltag. Für die Menschen selbst ist es oft Trost, viele zeigen ihre Gefühle."
Edgar S. Hasse ist Redakteur bei der Zeitung "Welt/Welt am Sonntag". Er wurde mit einer Arbeit über die journalistische Wahrnehmung des Weihnachtsfestes in deutschen Zeitungen und Zeitschriften zum Doktor der Theologie promoviert. Ferner ist er Vorstandsmitglied des Christlichen Medienverbundes KEP.
In der Sendereihe von Wagner-Gelhaar sprachen unter anderen auch ARD-Hauptstadtkorrespondent Markus Spieker und Buchautor Roger Willemsen. (pro)