Ein Link im Internet verbreitet sich wie ein Waldbrand – und richtet enormen seelischen Schaden an. In der ARD-Produktion „Das Weiße Kaninchen“, die am Mittwoch in der ARD lief, ging es um die Anbahnung sexueller Gewalt über das Internet. Dabei ist ein Film gelungen, der offen und schonungslos mit einem traurigen Thema umgeht. Eine TV-Kritik von Johannes Weil
Von PRO
Foto: SWR/Andreas Wünschirs
Die 13-jährige Sara freundet sich online mit Benny an, der angeblich 16 ist. Für sie hat das schlimme Konsequenzen.
Das gezielte Ansprechen von Personen im Internet, um sexuelle Kontakte anzubahnen heißt Cybergrooming. Die ARD hat sich an das schwierige Thema herangewagt und gezeigt, wie perfide das Geschäft ist und was bei einem zu sorglosen Umgang mit eigenen intimen Bildern im Internet passieren kann. In den Hauptrollen sind der Gymnasiallehrer Simon Keller – gespielt von Devid Striesow – und die 13-jährige Schülerin Sara.
Sara wächst in einem behüteten Elternhaus auf. Als eine ihrer Klassenkameradinnen von ihren ersten Geschichten mit Jungs erzählt, sehnt sich Sara auch nach diesen Erfahrungen und nach Anerkennung. Es beginnt zunächst harmlos mit Chats und dem ersten Kennenlernen. Als sie es wagt, dem vermeintlich harmlosen Kevin anzügliche Bilder von sich zu schicken, entsteht eine Eigendynamik, die sie schnell nicht mehr beherrschen kann. Sie wird im Handumdrehen Kevins Opfer, er erpresst sie damit.
Ein Pädagoge mit zwei Gesichtern
Zum Glück hat Sara noch Benny. Dessen weißes Kaninchen als Symbolbild seines Chats hat dem Film den Namen gegeben. Dass sich dahinter der Medienpädagoge Simon Keller verbirgt, stellt sie erst sehr spät fest. Der (vermeintlich) glücklich verheiratete Lehrer führt ein Doppelleben. Auf der einen Seite gibt er Kurse über das Verhalten im Internet, auf der anderen Seite gehört er selbst zu den Jägern und befriedigt seine Sehnsüchte.
Manipuliert wird viel in dem Film: Kevin verleitet „seine Mädchen“ zu sexuellen Handlungen. Die aufgenommenen Filme davon gibt er an seine Kunden weiter. Auch das „weiße Kaninchen“ weiß, wie er seine Macht als Lehrer ausnutzen und Schüler sowie Lehrer manipulieren kann. Drehbuch und Darsteller überzeugen. Dabei hat der Film auch die eine oder andere ungeahnte Wendung.
Auch die Polizei nimmt, wenn auch sehr spät, eine wichtige Rolle ein. Die Stabsstelle Cybergrooming taucht ein in die Gedankengänge der Nutzer und öffnet das „Tor zu einer anderen Welt“. Sie studieren Chatprotokolle und kommen dadurch noch einmal auf eine völlig neue Fährte. Der ARD-Film steht mit einem krassem und unvermittelten Finale nicht nur für spannende Fernsehunterhaltung. Er stellt auch Fragen: etwa wie sozial die sozialen Netzwerke wirklich sind, welche Themen Jugendliche mit ihren Eltern besprechen sollen und welche nicht, und wem sie sich anvertrauen können.
„Das Internet vergisst nichts“, betonen die Ermittler. Zum Schluss entwickelt sich ein Machtspiel zwischen den verschiedenen Parteien. Für fast alle Seiten geht es darum, die gutbürgerliche Fassade aufrecht zu erhalten und ihre Macht auszuspielen, denn der Link zu den anzüglichen Videos verbreitet sich wie ein Waldbrand. Das Thema war der ARD so wichtig, dass Sandra Maischberger im Anschluss mit ihren Gästen über den „Tatort Internet: Ein Spielplatz für Sexualverbrecher?“ diskutierte. Dabei ging es darum, wie gefährlich es für Kinder und Jugendliche im Internet ist und wie man diesen Gefahren begegnen kann. (pro)
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