Meinung

Ein Leben in Israel – zwischen Traum und Wirklichkeit

Eine Teenagerin sucht ihr Glück in Israel. „Es sei denn, es geschieht ein Wunder“ erzählt ihre Geschichte. Im Laufe der wahren Begebenheit durchlebt der Leser mit der Protagonistin ein Wechselbad der Gefühle – aus Liebe, Enttäuschung und Wundern.
Von Johannes Blöcher-Weil

Linda hat nach dem Abitur nur ein Ziel vor Augen: Israel. Sie ist so begeistert von dem Land, dass sie nicht nur dort leben möchte, sondern auch plant, später den jüdischen Glauben anzunehmen. Ihre Geschichte erzählt das Buch „Es sei denn, es geschieht ein Wunder“ von Elke Ottensmann.

Es ist einerseits die Geschichte eines flügge gewordenen Mädchens. Es ist aber auch die Geschichte ihrer Mutter Martina, die den Weg ihrer Tochter zu Hause mit gemischten Gefühlen beäugt. Die Mutter weiß um die schwierige politische Lage Israels. Tochter Linda dagegen möchte ihren Traum leben – und dafür etwas riskieren.

Bis sie Deutschland verlässt, hinterlässt die junge Frau viele positive Spuren in ihrem Umfeld. Sie möchte die Welt jeden Tag ein bisschen besser machen. Und das scheint ihr zu gelingen. Die eigene Sehnsucht stillt sie im jüdischen Glauben. Der christliche Glaube ist für sie keine Option mehr, seit ihr Pfarrer sie mit seinem Verhalten massiv enttäuscht hat.

Einige übereilte Entscheidungen

Autorin Elke Ottensmann nimmt den Leser mit in Lindas neue Welt. Er taucht ein in die Kultur Israels und die Gegebenheiten vor Ort. Und er erlebt die Überraschungen und Wendungen in Lindas Leben hautnah mit. Davon gibt es einige. Aufgerüttelt durch ein Attentat, das sie hautnah erlebt, beginnt Linda über Konflikte und Frieden nachzudenken.

Sind wirklich alle Araber böse und alle Muslime Terroristen? Diese Frage bekommt für sie noch einmal eine ganz persönliche Dimension, als sie den jungen Muslim Achmad kennenlernt. Mit der Begeisterung, die sie nach Israel geführt hat, geht sie auch eine Beziehung mit ihm ein. Dadurch stellen sich ihr ganz neue Lebensfragen: nach ihrem Glauben, nach ihrer Identität und nach der Sehnsucht nach Freiheit.

Linda trifft im Überschwang der Gefühle übereilte Entscheidungen. Vor allem Lindas Mutter, die ihre Gefühle im eigenen Tagebuch festhält, erfüllt eine schnelle Hochzeit mit großer Sorge. Sie gönnt ihrer Tochter das Beste, ist sich aber nicht sicher, ob es das wirklich ist. Zudem öffnet ihr eine Freundin die Augen dafür, wie es Linda in einer Ehe in einer streng muslimischen Familie gehen kann.

Die besten Freundin als Augenöffner

Die wahre Begebenheit thematisiert, wer zu welchem Preis bereit ist, auf die eigene Familie zu verzichten und wo der Schlüssel zum eigenen Glück liegt. Verletzung, Schmerz und Ausgrenzung spielen im zweiten Teil des Buches eine wichtige Rolle. Und auch das Hadern der Mutter mit der Situation ihrer Tochter, die sie immer wieder vor Gott bringt.

Das Buch ist unterhaltsam und spannend geschrieben. Dass es sich um eine wahre Begebenheit handelt, gibt dem Ganzen noch einmal eine besondere Note. Allerdings hat man als Leser immer irgendwie den Eindruck, dass dort ein erhobener Zeigefinger vor dem muslimischen Glauben warnt.

Auch wenn das sicher nicht das wichtigste Thema des Buches sein soll, schwingt es doch irgendwie mit. Dass Gott für die festgefahrene Situation noch eine Lösung parat hat, ist schön. Auch wenn damit Schmerz und Verlust einhergehen. Gott hat das verzweifeltes Gebet der Mutter erhört und eingegriffen. Der Leser kann fragen, was passiert wären, wenn die Antwort anders ausgefallen wäre. Vielleicht wäre die Geschichte dann auch veröffentlicht worden, aber eher nicht in einem christlichen Verlag.

Elke Ottensmann, „Es sei denn, es geschieht ein Wunder“, Gerth Medien, 256 Seiten, 18 Euro.

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