Im Wüstenstaat Katar müssen bereits vorm Anpfiff des Champions League Finales die Sektkorken, beziehungsweise die Rosenwasserkorken – Alkohol ist in der Öffentlichkeit in Katar verboten – geknallt haben. Während die Welt dem Ausgang des Spiels entgegenfieberte, stand der eigentliche Gewinner bereits fest. Denn sowohl Bayern München als auch Paris Saint-Germain werden von den Scheichs aus Katar alimentiert.
Paris wurde 2011 von einem katarischen Staatsfonds gekauft und hängt seitdem ausschließlich am Tropf des Wüstenstaates. Bayern erhält dagegen jährlich „nur“ zehn Millionen Euro für ein Trikotsponsoring der katarischen Fluglinie Qatar Airways, listet diese aber auf der eigenen Internetseite als „Platin-Sponsor“ auf und reist jedes Jahr ins Trainingslager nach Katar. Die eigene Fanszene kritisierte das mehrfach scharf, sowohl im Stadion als auch auf Jahreshauptversammlungen.
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge verteidigt das Engagement: Nachweislich habe es, seit Bayern Partner ist, „eine Entwicklung in Sachen Menschen- und Arbeiterrechten gegeben“. Nur scheint diese an Human Rights Watch und Amnesty International und vor allem an den Betroffenen vorbeigegangen zu sein. Beide Organisationen prangern Katar weiterhin für die sklavenartige Ausbeutung ausländischer Arbeiter an. Darüber hinaus würden Frauen und LGBT-Menschen weiterhin diskriminiert. Open Doors listet Katar auf dem Weltverfolgungsindex auf Platz 27 – eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr (Platz 38).
Fußball wird politisch missbraucht
Spätestens diese Einflussnahme Katars zeigt, wie politisch der Fußball ist und wie er missbraucht wird, um von Menschenrechtsverletzungen abzulenken. Hinter dem weltoffenen Gesicht des Fußballs ist es einfach, sein wahres Gesicht zu verstecken. Erleichtert wird ein solches Vorgehen durch Fußballfunktionäre, die vor dieser Wahrheit die Augen verschließen. Ganz nach dem Motto: Was ich nicht sehe, existiert auch nicht.
Alaba als Lichtblick
Umso bemerkenswerter ist die T-Shirt-Botschaft des Bayern-Spielers David Alaba. „Meine Kraft liegt in Jesus“ und „Black Lives Still Matter“ (deutsch: „Schwarze Leben zählen immer noch“) stand auf seinem Shirt, das er nach Abpfiff einem Millionenpublikum präsentierte.
Sicherlich richteten sich diese zwei Sätze nicht gegen die Scheichs aus Katar. Aber das müssen sie auch gar nicht. Die Bereitschaft, in aller Öffentlichkeit Stellung zu Glauben und gegen Diskriminierung zu beziehen, ist Botschaft genug. Alaba, der Augenblicke zuvor als 90-minütige Werbesäule für Qatar Airways auf- und ab gerannt ist, warb plötzlich für Werte, die den Scheichs etwa so bekömmlich sein dürften wie ein Schlag in die Magengrube: Religionsfreiheit und Toleranz.
Durch diese Aktion werden in Katar weder die Religionsfreiheit eingeführt noch die Arbeiterrechte gestärkt. Aber sie sollte anderen Sportlern Mut machen, für ihre Überzeugungen öffentlich einzustehen – egal ob auf dem Feld, in der Halle oder in den Sozialen Netzwerken.