Einmal im Jahr wird der Adolf-Grimme-Preis verliehen. Er gilt als Ritterschlag in der TV-Branche und würdigt seit 1964 Produktionen und Fernsehleistungen, die „die spezifischen Möglichkeiten des Mediums Fernsehen auf hervorragende Weise nutzen und nach Inhalt und Methode Vorbild für die Fernsehpraxis sein können“. Sein Namensgeber Adolf Grimme war überzeugter Christ.
Vor allem seine tief religiöse Mutter prägte Grimme, der am 31. Dezember 1889 in der Harz-Stadt Goslar zur Welt kam. Grimme studierte Philosophie und Germanistik in Göttingen, München und Halle. Als Studienrat in Hannover setzte er sich ab 1919 für Bildungsreformen ein, von denen vor allem der ärmere Teil der Gesellschaft profitieren.
Seine politische Heimat wurde die SPD – nach einer kurzen Episode bei der Liberalen Deutschen Demokratischen Partei. Die Basis für sein Handeln als Protestant blieb immer die Verbindung zwischen Christentum und Sozialismus. Von Grimme stammt der Spruch: „Ein Sozialist kann Christ sein, ein Christ muss Sozialist sein.“
Letzter demokratisch gewählter Kultusminister
Grimme war ab 1930 der letzte Kultusminister einer demokratisch gewählten Staatsregierung in Preußen. Er warnte früh vor der Rolle des Reichskanzlers von Papen als Steigbügelhalter Adolf Hitlers. Diese Haltung kostete ihn sein Ministeramt durch die Nationalsozialisten. Als er während des Hitler-Regimes keine Arbeit hatte, verfasste er einen Kommentar zum Johannes-Evangelium.
Im Oktober 1942 nahmen die Nationalsozialisten Grimme fest und verurteilten ihn zu drei Jahren Zuchthaus, unter anderem wegen seines Kontakts zur Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“. Mit dem Sieg der Alliierten konnte er im Mai 1945 das Hamburger Gefängnis verlassen. Sein juristischer Versuch, gegen den NS-Richter Manfred Roeder vorzugehen, blieb ohne Erfolg.
Der Jurist hatte nicht nur die Mitglieder der Roten Kapelle, sondern auch Dietrich Bonhoeffer, Hans von Dohnanyi und Arvid Harnack verurteilt. Das Verfahren dauerte bis in die 1960er Jahre, wurde aber letztlich eingestellt.
Radio als Kompass für den Sinn des Lebens
Grimme gelang es, nach dem Ende der Nazi-Regimes wieder in der Politik Fuß zu fassen. 1946 wurde er erster niedersächsischer Kultusminister und forcierte den Aufbau von Schulwesen, Kultur und Wissenschaft. Im November 1948 wurde der Sozialdemokrat erster Generaldirektor des Nordwest-deutschen Rundfunks (NWDR).
In seiner Antrittsrede bezeichnete er den Rundfunk als „Kompass“, das Radio als „Helfer, sich auf den Sinn des Lebens wieder zu besinnen“. Grimme verteidigte vehement die neue Rundfunkfreiheit und pochte auf die erzieherischen und bildenden Aufgaben des Mediums. Im Medien- und Politikbetrieb hat er vielfältige Spuren hinterlassen.
Grimme ist Namensgeber des Grimme-Preises, der seit 1964 vom Grimme-Institut in Marl vergeben wird. Seit 2001 gibt es zusätzlich darüber hinaus auch den Grimme Online Award für Beiträge in den neuen Medien. Auch die Realschule seines Geburtsortes Goslar trägt seit zehn Jahren Grimmes Namen.
Als aus dem NWDR 1955 die zwei eigenständigen Rundfunkanstalten NDR und WDR wurden, ging Adolf Grimme in Pension. Aus seiner ersten Ehe mit der Malerin Mascha Brachvogel gingen drei Kinder hervor, von denen eins sehr früh starb.
Nach der Scheidung heiratete Grimme 1947 die geschiedene Ehefrau des niedersächsischen Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf, Josefine. Der Ehrendoktor der Universität Göttingen und Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes starb am 27. August 1963 an seinem Ruhesitz Degerndorf am Inn.