Sie und ich sind Zeuge einer Revolution: der KI-Revolution. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Nachrichten über Künstliche Intelligenzen die Runde machen. Und die kommen nicht ohne Schreckensszenarien aus: Ergreifen bald die Maschinen die Macht? Muss die Menschheit bald in den Untergrund flüchten, weil die Technik fortan die Welt beherrscht?
Wer solche Ängste hat, sollte mal ein sogenanntes „Large Language Model“ wie ChatGPT ausprobieren. Da zeigt sich schnell: Mit Sprache können sie gut umgehen, mit Fakten kaum.
Für ChatGPT gibt es zum Beispiel ein Plugin für die Zeitung „Die Welt“. Fragt man ChatGPT nach den wichtigsten Schlagzeilen von heute, nennt sie auf Platz 1: „Kohlenstoffhaltiger Staub gibt Aufschluss über ‚UV-Delle‘“. Sicher ein interessanter Artikel aus dem Wissensressort, aber Ukraine-Krieg und Energiewende sind ja wohl schon noch ein bisschen wichtiger. Finde ich zumindest.
KI ist noch ein junges Feld
Künstliche Intelligenz steht noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung. Immer neue Angebote sprießen aus dem Boden, ob „Bard“ von Google, „Claude 2“ von Anthropic (aktuell nur in den USA und Großbritannien verfügbar) oder seit zwei Tagen auch „Llama 2“ vom Facebook-Eigentümer Meta. In manchen Bereichen können sie bereits eine echte Hilfe sein: Beim Programmieren, beim Durchsuchen und Zusammenfassen von Dokumenten zum Beispiel.
Journalisten, Wissenschaftler, Studenten und Schüler sollten sich aber davor hüten, auf die Faktentreue der KI zu vertrauen. Trotzdem gehen Experten davon aus, dass sich im Bereich KI noch sehr viel tun wird. Was wir aktuell benutzen können, sind die ersten Gehversuche eines relativ jungen Feldes.
Vom KI-Professor Thilo Stadelmann, übrigens auch Christ, habe ich mir in einem Podcast erklären lassen, wie diese großen Sprachmodelle eigentlich funktionieren. Ich muss sagen, für mich hat Stadelmann die Technik ein wenig entzaubert.
Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Technik auch Gefahren liegen, wenn sie erst einmal zehn Schritte weiter ist. Der schillernde Unternehmer Elon Musk forderte mit anderen Silicon-Valley-Nerds etwa ein sechsmonatiges Moratorium in der KI-Entwicklung, um vorher erst einmal ethische Fragen zu klären. Das hielt ihn aber nicht davon ab, jetzt sogar seine eigene KI-Firma vorzustellen: xAI.
Der Twitter- und Tesla-Chef ist sicher ein sehr besonderer Mensch mit manchen seltsamen Umtrieben. Aber was er in Sachen KI zu sagen hat, beeindruckt mich durchaus: Er wolle mit seiner Entwicklung im Gegensatz zur KI-Konkurrenz nicht „politisch korrekt“ sein, sondern die KI solle „die wahre Natur des Universums“ begreifen. Das klingt wie immer bei Musk bombastisch.
Aber vielleicht ist auch das Ergebnis bombastisch.
Denn natürlich kann man die KI mit allen möglichen ethischen Beschränkungen füttern, was sie kommunizieren und tun darf und was nicht. Was kommt wohl dabei heraus, wenn eine Maschine ernstlich nach der Wahrheit sucht? Ich bin gespannt.